Zigtausend Ökonomen und zighundert wirtschaftswissenschaftliche Institute beschäftigen sich tage-, wochen- gar jahrelang damit, das Wirtschaftswachstum vorherzusagen, mit Ergebnissen, die mit dem Kaffeesatz Lesen vergleichbar sind. Doch die Gleichung zur Ermittlung des Bruttoinlandsprodukts ist total easy:
Das Bruttoinlandsprodukt setzt sich zusammen als Faktor aus Bevölkerung, Erwerbstätigenquote, Arbeitszeit und Produktivität.
Dabei ist die Bevölkerungsentwicklung aufgrund der großen Zahl eine Frage der Statistik, die Arbeitszeit Vereinbarungssache zwischen den Tarifparteien, die Produktivitätsentwicklung eine Funktion des Wettbewerbs und somit vergleichbar mit den Prinzipien der Evolutionslehre, das Bruttoinlandsprodukt eine Funktion des Gesetzes vom abnehmenden Grenznutzen. Folglich bleibt als einzige Variable die Erwerbstätigenquote übrig.
Auf diese Weise ergeben sich die zentralen Modellannahmen, die bereits in der Einleitung vorweggenommen wurden:
Das Wachstum verlangsamt sich aufgrund des Gesetzes vom abnehmenden Grenznutzen; die Produktivität steigt aufgrund der Prinzipien der Evolutionslehre; folglich nimmt die Produktivität schneller zu als das Wachstum. Dies steht im Widerspruch zu der traditionellen Lehrmeinung, nach der mehr auch immer besser bedeutet und hauptsächlich die Arbeitskosten zum Problem werden, sollte "widererwartend und ausnahmsweise" das Wachstum hinter der Erwartungen zurückbleiben.
Eine weiterführende Analyse der Erwerbstätigenquote zeigt dann im nächsten Schritt, dass die Arbeitslosigkeit und die Arbeitszeit die einzigen Variablen der Gleichung des Bruttoinlandsprodukts sind. Ergänzend ist noch hinzuzufügen, dass ersatzweise auch Sozial- und Lohndumping zu nennen sind. Doch weder Arbeitslosigkeit noch Sozial- und Lohndumping sind akzeptable Lösungen, so dass entgegen dem vermeintlichen sozialen Konsens die Reduzierung der Arbeitszeiten als einzig vernünftige Lösung in Frage kommt.
Dies dient dann als Grundlage für die nachfolgenden Kapitel:
Für die Zeit der 60er bis 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, in der die Modellannahmen in Kraft waren, konnte eine empirische Analyse bestätigen, dass die Zunahme der Produktivität im Zehnjahresdurchschnitt fast 1% über dem Wachstum lag. Auch wenn die Analyse nicht dem wissenschaftlichen Formalismus genügen mag, so sind die Ergebnisse dennoch genau genug, von der Richtigkeit der Annahmen auszugehen. Schließlich folgt eine Prognose über die mögliche Entwicklung der Produktivität und des Wachstum, als Basis für die Prognose der Arbeitslosigkeit.
Die vier folgenden Grafiken und deren Erläuterungen zeigen die genannten Zusammenhänge im Detail auf.