Ralf Einert

DER WELTGEIST - Werk 1:

Ein Weltbild in sieben Ebenen

Wissenschaft: Zur Entstehung

Komplexität erfordert Struktur - Struktur bedeutet Gestaltgebundenheit - Gestaltgebundenheit beschränkt das Denken.

Denken ermöglicht skeptisches Zweifeln - Zweifeln überwindet Strukturen - Strukturlosigkeit ermöglicht den Wandel.

Dieses Dilemma gilt es, bei der Entstehung neuer Werke zu überwinden. Die Vorgehensweise wissenschaftlichen Arbeitens mit Hilfe von allgemein anerkannten Methoden mag zwar zu respektablen Leistungen führen, grundlegend neue Weltentwürfe mit veränderten Perspektiven sind auf diese Weise hingegen nicht zu erwarten. Angesichts der zunehmenden Komplexität im Rahmen der Globalisierung der Weltwirtschaft nimmt der Bedarf an solch innovativen Entwürfen jedoch zu.

Angetrieben durch ein tiefes Unbehagen gegenüber dem Ist-Zustand eines Systems gilt es zunächst, Chaos zu erzeugen. Dazu sind alle fürwahrgehaltenen Zusammenhänge als ungültig zu erachten, um sodann das System durch Zerlegung in atomistische Elemente gedanklich zu zerstören. Mit Hilfe von Naivität, verbunden mit umfassender Bildung, und Spielerei, verbunden mit angemessener Ernsthaftigkeit, kann das auf diese Weise entstandene Chaos so lange umverteilt werden, bis eine Ordnung erkennbar wird.

Voraussetzung hierfür sind allerdings Geduld, das heißt, die Bereitschaft, Unordnung zu ertragen, und Intuition, das heißt, die Fähigkeit, im Chaos Strukturen zu entdecken. Ziemlich spät erst ist die Anwendung von Methoden hilfreich und notwendig, um der Beschränktheit der geistigen Kapazitäten beim Systementwurf begegnen zu können. So lassen sich erstens die erahnten Strukturen konkretisieren und zweitens die Systemelemente auf unvorhergesehene Wechselwirkungen hin analysieren. Ist das Ergebnis ungenügend, muss wieder von vorne begonnen werden - oft genug stellen sich nämlich vermeintliche Ordnungen als Trugbilder heraus.

Die bloße Kombinatorik bestehender Fakten durch die Anwendung sogenannter Kreativitätstechniken ist zwar interessant, aber völlig unzureichend, wenn es gilt, einen Perspektivenwechsel herbeizuführen, da die Summe von Bekanntem wieder nur Bekanntes ergeben kann. Ähnlich geringe Erfolgsaussichten sind bei der Verfolgung von Zielen und Absichten zu erwarten, da hierbei oft genug eine Vorahnung der Lösung das Blickfeld einengt.

Eine ergänzende Voraussetzung für den Systementwurf ist interdisziplinäres Denken, welches die Fähigkeit fördert, ähnliche Strukturen in verschiedenen Systemen zu erkennen. Die dargestellte Rückkopplung von Theorie und Praxis zeigt darüber hinaus, dass Theorie die beste Vorbereitung auf die Praxis und Praxis die beste Vorbereitung auf die Theorie ist. Nicht zuletzt sollten Entscheidungsträger, die vorgeben, für das Gemeinwohl zu handeln, die Sorgen und Nöte der einfachen Leute aus eigener Erfahrung kennen.

Die Ausbildung der Charaktereigenschaften, die die Hervorbringung zukunftsorientierter Weltbilder begünstigen, wird jedoch unter anderem durch die einseitige Fixierung auf praktische Erfahrungen und kurzfristigen Erfolg, die Hervorhebung materieller Interessen bei der Erkenntnisgewinnung sowie die schleichende Einführung einer Sozialauswahl nach Kräften behindert.

Möglichkeiten des Umgangs mit Komplexität

Zum Dilemma der Überwindung von Denkblockaden