Der Baum der Erkenntnis symbolisiert die Möglichkeit der Wiedergutmachung der Vertreibung aus dem Paradies durch den Sündenfall. Die Erkenntnisgewinnung symbolisiert das System der Wissenschaften, bestehend aus einer Vielzahl wissenschaftlicher Disziplinen.
Am Anfang der Menschheit steht die Vertreibung aus dem Paradies durch den Sündenfall. Dadurch werden die Menschen negativen - "teuflischen" - Einflüssen ausgesetzt. Hieraus resultieren die allgemeine Not, das rastlose Mühen der Menschen sowie der Streit der Völker.
Weil dieses Schicksal durch aktives Tun verursacht ist, eröffnet sich ein Ausweg:
Die Wiedergutmachung kann durch Erkenntnisgewinnung erfolgen.
Die Grundlagen dafür werden durch die Gedankenkonstrukte reflektierender Geister gelegt und durch einen Ideenhimmel symbolisiert. Der Prozess der Erkenntnisgewinnung ist aufgrund seiner besonderen Bedeutung als eine der Menschheit aufgetragene Pflicht anzusehen.
Doch Erkenntnisgewinnung gleicht einem Labyrinth:
Wer sich in das Labyrinth hineinwagt, scheint verloren, da nichts sicher und der Rückweg durch das Unverständnis der Zeitgenossen versperrt ist. Am Ende steht jedoch der Baum der Erkenntnis, der der Menschheit den Weg aufzeigt, das Abbild des Paradieses auf Erden zu erschaffen.
Aufgrund der Endlichkeit des Seins erfolgt der Übergang in das Jenseits, das für die Dunkelheit oder das Reich des Bösen steht, weil es jenseits unseres Vorstellungsvermögens liegt. Eine Wiedergeburt erfolgt durch die Abfolge der Generationen, indem unsere Ideale und Vorstellungen in und durch die Nachfahren weitergetragen werden.
So kristallisiert sich das Sein als ein Zyklus bestehend aus Geburt, Sünde, Erkenntnis, Tod und Wiedergeburt heraus.
Dabei scheint es eine vermittelnde Instanz zwischen Gut und Böse zu geben, zumal beides wechselseitig aufeinander bezogen ist. Offensichtlich braucht das Gute als Triebfeder das Böse. Und wenn dies so ist, gilt:
Ein Schöpfergott muss notwendigerweise auch das Böse erschaffen.
Die Entwicklung, die durch die Vertreibung aus dem Paradies für die Menschheit ausgelöst wird, ist analog auch auf Gesellschaften und Individuen übertragbar:
Die paradiesischen Urgesellschaften werden durch Technik und Wissenschaft zu einer Expansion verführt, die den feindlichen Zusammenprall der Völker zur Folge hat. Der Wiederaufbau kann zu demokratisch verfassten Gemeinwesen aufgeklärter Bürger beitragen.
Individuen brechen aus dem behüteten Umfeld ihrer Kindheit mit sonderbarem Gehabe aus, werden aber bald wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeworfen. Dies ist in der Regel mit einer geistigen Reifung verbunden. Doch der Tod wartet nicht mehr lange.
Da der Zyklus von Geburt, Sünde, Erkenntnis, Tod und Wiedergeburt sowohl für Individuen als auch für Gesellschaften zu gelten scheint, könnte das Leben von Jesus Christus als Sohn Gottes als Gleichnis für diesen Kreisgang gelten, wenn es gelänge, Sünden in seinem Leben zu finden.