In Zeiten der materiellen Not oder des wirtschaftlichen Wachstums im Rahmen des so genannten Wirtschaftswunders ist es selbstverständlich zu fordern, härter und länger zu arbeiten. Nein, es braucht nicht gefordert werden, jeder persönlich spürt den Erfolg. Das ökonomische Prinzip "mehr ist besser" scheint zweifelsfrei richtig zu sein.
Dieses Prinzip hat sich felsenfest in das Bewusstsein der Menschen eingeprägt und bestimmt die derzeitige Wirtschaftspolitik. In der Zwischenzeit ist die Gesellschaft im Lebenszyklus ihrer wirtschaftlichen Entwicklung in der Sättigungsphase angekommen, in der das Wachstum durch das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen und die Produktivität durch die Prinzipien der Evolutionslehre bestimmt wird. Unter diesen Umständen gibt es nur die Alternativen der Erhöhung der Arbeitslosigkeit oder der Verkürzung der Arbeitszeit. Da es derzeit ein Tabuthema ist, über die Verkürzung der Arbeitszeiten zu sprechen, ist die Entstehung von Arbeitslosigkeit gesellschaftlich bedingt. Trotzdem werden Millionen von Menschen, die folglich aufgrund der Beibehaltung überholter Prinzipien systematisch von der Nutzung der gesellschaftlichen Strukturen ausgeschlossen sind, stigmatisiert und verurteilt - und sie glauben es sogar selbst. (Und deshalb konnte eine ganze Industrie entstehen, die prächtig an der Bevormundung von Arbeitslosen verdient.)
Ähnliches vollzieht sich bei den wirtschaftswissenschaftlichen Theorien, die im Wesentlichen auf den ökonomischen Gleichgewichtstheorien basieren:
Die ökonomischen Gleichgewichtstheorien bestimmen die Volkswirtschaftslehre.
Die Volkswirtschaftslehre bestimmt die Wirtschaftspolitik.
Die Wirtschaftpolitik bestimmt die Gesellschaft.
Die Gesellschaft bestimmt und beeinflusst die Individuen und ihr Bewusstsein.
Wenn nun aber die Gleichgewichtstheorien die Gesellschaft bestimmen
und die gesellschaftlichen Trends permanent negativ sind,
dann sind als schlussendlich die Gleichgewichtstheorien falsch.
Dies führt zur Notwendigkeit, sich auch in den wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen das skeptische Zweifeln Rene Descartes zu eigen zu machen. Auch diese Disziplinen müssen sich endlich auf das beziehen, was wirklich gewiss ist. Das Festhalten an mittlerweile überholten für-wahr-gehaltenen Kausalketten führt in die Sackgasse.
Skeptisches Zweifeln ist die Grundlage für den Modellentwurf im ersten Kapitel.