Ralf Einert

DER WELTGEIST - Werk 2:

Analysen zu einem Wandel in der Wirtschaftspolitik

Umkehrschluss niedriger Löhne

Im Umkehrschluss führen niedrige führen zur Verarmung bestenfalls bei Vollbeschäftigung.

Wie funktioniert das?

Ein Erklärungsversuch:

  1. Arbeitsmarkt:
    Niedrige Löhne erhöhen gemäß der Lehrmeinung über die Marktmechanismen von Angebot und Nachfrage die Arbeitsnachfrage (1). Dies führt zu mehr Einstellungen. Sind die Löhne niedrig genug, soll laut Theorie Vollbeschäftigung entstehen.
  2. Kaufkraft:
    Durch mehr Beschäftigung erhöht sich die Erwerbstätigenquote. Dadurch können die Lohnnebenkosten gesenkt werden. Darüber hinaus gehen bedingt durch die niedrigen Löhne die Preise für Güter und Dienstleistungen zurück. Weniger Steuern und Abgaben sowie billigere Produkte und Dienstleistungen führen zur Erhöhung der Kaufkraft bzw. Inlandsnachfrage oder Güternachfrage (2).
  3. Evolution:
    Niedrige Löhne und Anforderungen an Unternehmen erlauben Schlendrian und Planlosigkeit. Demotivierte Menschen denken nicht mit. Innovationen können auf diese Weise nicht zustande kommen, da sie Problembewusstsein voraussetzen. Evolutionäre Entwicklungen entstehen gar nicht erst. Die Gesellschaft verharrt auf einem niedrigen wirtschaftlichen und technischen Niveau.
  4. Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen:
    Niedrige Innovationsraten verhindern die Optimierung der unternehmerischen Prozesse und Abläufe. Der Bezug auf das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen erfolgt in Umkehrschluss zu dem Effekt hoher Löhne mit der Konsequenz, dass mit der Erhaltung des Status Quo gerechnet werden kann.
  5. Marktsättigung:
    Ohne Innovationen können keine neuen Märkte erschlossen oder neuen Bedürfnisse geweckt werden. Da die Menschen ihren Bedarf an langlebigen Gebrauchsgütern weitgehend gedeckt haben, sind die Märkte gesättigt. Die Güternachfrage (1) sinkt.
  6. Arbeitsnachfrage (2):
    Wenn die Güternachfrage (1) aufgrund gesättigter Märkte sinkt, entstehen Überkapazitäten, die unnötige Kosten verursachen. Der Abbau der Kapazitäten führt zur Notwendigkeit von Entlassungen mithin zur Verringerung der Arbeitsnachfrage (2).
  7. Arbeitsnachfrage (1) plus Arbeitsnachfrage (2):
    Die aufgrund niedriger Löhne signifikant gestiegene Arbeitsnachfrage (1) wird teilweise durch die aufgrund der - basierend auf einer geringen Innovationsrate - vorzeitig eintretenden Märksättigung gesunkenen Arbeitsnachfrage (2) wieder aufgehoben. In der Summe steigt die Arbeitsnachfrage leicht.
  8. Güternachfrage (1) plus Güternachfrage (2):
    Die aufgrund der geringen Innovationsrate und der vorzeitig auftretenden Marktsättigung gesunkene Güternachfrage (1) wird durch die aufgrund der Kaufkrafterhöhung gestiegene Güternachfrage (2) kompensiert. In der Summe bleibt die Güternachfrage weitgehend konstant.
  9. Ineffizienz:
    Punkt 7 verdeutlicht, dass die Arbeitsnachfrage (3) leicht steigt. Punkt 8 verdeutlicht, dass die Güternachfrage (3) konstant bleibt. Wenn folglich mehr Menschen zur Erstellung der gleichen Menge an Gütern und Dienstleistungen benötigt werden, entsteht Ineffizienz.
  10. Scheinlösungen/Fehlinterpretationen:
    Als Ergebnis niedriger Löhne lässt sich nun ein erhöhter Ressourcenbedarf ableiten. Die wirtschaftspolitischen Konsequenzen, dass nämlich Lohnverzicht zu mehr Beschäftigung führt, scheinen daher zunächst einmal richtig zu sein.
  11. Verwechslung:
    Tatsächlich wird jedoch der durch fehlende Innovationen notwendige hohe Ressourceneinsatz mit der aufgrund niedriger Löhne gestiegenen Arbeitsnachfrage verwechselt. Doch aus der Vertauschung von Ursache und Wirkung lassen sich völlig gegensätzliche Maßnahmen ableiten.