Ralf Einert

DER WELTGEIST - Werk 2:

Analysen zu einem Wandel in der Wirtschaftspolitik

Konsequenzen

Ein unbestimmtes Unbehagen gegenüber den gesellschaftlichen Strukturen, die durch die hohe Arbeitslosigkeit und die zunehmende Ungleichheit gekennzeichnet sind, war die Motivation, in neun Analysen zu zeigen, warum die Löhne hoch und die Arbeitszeiten kurz sein müssen und wie das funktionieren kann.

Die Kapitel bestanden aus

  1. dem Modellentwurf zur Gleichung des Bruttoinlandsprodukts,
  2. der Analyse zur demografischen Entwicklung,
  3. der Prognose der Arbeitslosigkeit,
  4. der Bestimmung eines "Worst-Case"-Szenarios der gesellschaftlichen Entwicklung
  5. der Darstellung des Lebenszyklus von Industrienationen,
  6. den Regelkreisen hoher und niedriger Löhne mit
  7. den Auswirkungen der Lohnhöhe auf die Arbeits- und Güternachfrage,
  8. der Analyse, wie sich der "Arbeitsmarkt" vom Marktmechanismus verabschiedet, und zuletzt
  9. den Ursachen der Entstehung gesellschaftlicher Ungleichheit.

Jedes Kapitel enthält

  1. eine Einleitung in das Thema und die Problemstellung,
  2. die Herleitung der grundlegenden Zusammenhänge und zentralen Aussagen im Detail,
  3. die Übersicht der Ergebnisse als grafische Darstellung und
  4. die notwendigen Konsequenzen für das praktische Handeln.

Als Ergebnis kann festgehalten werden:

Die Thesen, dass das Wachstum durch das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen und die Produktivität durch die Idee der Evolutionslehre bestimmt wird, zeigen, dass die Arbeitszeiten und die Höhe der Arbeitslosigkeit die zentralen Steuerungsvariable der wirtschaftlichen Entwicklung sind. Da eine dauerhaft hohe Arbeitslosigkeit gesellschaftlich nicht akzeptabel ist, bleibt die Verkürzung der Arbeitszeiten als Lösung der zentralen gesellschaftlichen Probleme übrig. Man könnte meinen, dass der demografische Wandel das Problem der Arbeitslosigkeit von selbst löst oder gar selbst zum Problem werden könnte. Dies trifft nicht zu: Durch die Erhöhung des Anteils der Erwerbstätigen der 15- bis 65jährigen kann das Verhältnis der arbeitenden Menschen zur Gesamtbevölkerung, das für die Finanzierung der Sozialsysteme relevant ist, nahezu konstant gehalten werden. Folglich ist der demografische Wandel kein Problem - die Rente ist sicher. Es ist weder erforderlich das Rentenalter herabzusetzen noch die Rentenzahlungen zu kürzen.

Sollten allerdings alle Bemühungen zur Erhöhung der Erwerbstätigenquote beispielsweise durch Arbeitszeitverkürzungen ausbleiben, ist selbst nach dem vorläufigen Ende des demografischen Wandels im Jahr 2030 mit einer Arbeitslosigkeit von mehreren Millionen Menschen rechnen. Bis dahin besteht jedoch die Gefahr, dass die Arbeitslosigkeit eine kritische Grenze übersteigt, bis zu der gesellschaftlichen Stabilität erhalten werden kann. Ob die gesellschaftliche Ausgrenzung oder psychische Repressionen und Zwangsmaßnahmen gegenüber Arbeitslosen ausreichen, um mit dem Sozial- und Lohndumping fortfahren zu können, wird sich zeigen. Die Stigmatisierung von Arbeitslosen als Sündenböcke durch gewählte Repräsentanten dieses Staates soll möglicherweise genau dies bezwecken. Arbeitszeitverkürzungen auf 30 Wochenstunden oder weniger sind nötig, um den "Worst Case" der gesellschaftlichen Entwicklung, den Zerfall der gesellschaftlichen Strukturen, zu verhindern.

Abnehmende Wachstumsraten und steigende Produktivitätsraten führen zum Abstieg einstmaliger Industrienationen in die zweite oder dritte Liga, während sich die Verhältnisse der sich entwickelnden Länder auch hinsichtlich der Einkommen und Beschäftigung deutlich verbessern werden. Es ist absurd: Die einen wollen besser werden, die es bereits sind, wollen billiger werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Insbesondere die aufstrebenden Länder Südostasiens werden eines Tages, in nicht allzu ferner Zukunft, die fortgeschrittenen Industrienationen Europas und Nordamerikas überholen, wenn nicht eine nachhaltige Entwicklung im Lebenszyklus von Industrienationen durch einen Perspektivenwechsel, der kopernikanischen Charakter haben sollte, einsetzt:

Eine Analyse hoher und niedriger Löhne auf die Güter- und Arbeitsnachfrage kommt aus einen anderen Perspektive zu einem ähnlichen Ergebnis. Die Idee der von Charles Darwin entwickelten Evolutionslehre besagt sinngemäß, dass hohe Anforderungen die Entwicklung der Arten des Tierreichs beschleunigen. In Analogie zur wirtschaftlichen Entwicklung von Gesellschaften wird angenommen, dass hohe Anforderungen wie beispielsweise hohe Löhne Innovationen und Effizienzsteigerungen nach sich ziehen. Produktivitätssteigerungen sind nicht nur die Folge hoher Anforderungen, sondern notwendig, wenn eine Gesellschaft im Rahmen der Globalisierung der Weltwirtschaft mithalten will. Über Rationalisierungs-prozesse und Produktionsverlagerungen werden gleichermaßen Arbeitslosigkeit und Lohndumping verursacht. Menschen werden auf diese Weise systematisch von der Nutzung der gesellschaftlichen Strukturen ausgeschlossen. Doch Arbeitslose erhalten die gesellschaftlichen Strukturen, von deren Nutzung sie systematisch ausgeschlossen sind, durch Wohlverhalten nahezu kostenlos aufrecht. Was der Zerfall staatlicher Strukturen bedeutet, muss nach Ansicht des Verfassers nicht vertieft werden. Die gesellschaftlichen Strukturen sind ein weiterer Produktionsfaktor; sie werden von allen Menschen im Sinne einer Solidargemeinschaft getragen und aufrechterhalten.

Folglich gilt:

Nach dieser Skizzierung der Erkenntnisse aus den vorangegangenen neun Analysen werden im weiteren Verlauf dieses Kapitels aus den theoretischen Analysen die Konsequenzen für das praktische Handeln abgeleitet. Das heißt, es erfolgt die Überleitung von der Theorie zur Praxis. Bei dieser Überleitung werden die Konsequenzen pragmatisch im Hinblick auf die sich abzeichnenden wesentlichen Ziele gefiltert und fokussiert. Da die Begründung der theoretischen Grundlagen gemäß Kapitel 1 bis 9 im Vordergrund steht, sind die weiteren Ausführungen kurz gehalten.

Die Vorgehensweise beinhaltet

  1. die Ableitung von Konsequenzen aus jedem der neun Kapitel für das praktische Handeln,
  2. die Analyse und Zusammenfassung der Konsequenzen,
  3. die Umformulierung der Konsequenzen zu einem Zielsystem,
  4. die Identifizierung von Zielkonflikten,
  5. die Ableitung von Maßnahmen zur Zielerreichung,
  6. die Spezifizierung und detaillierte Ausarbeitung der Maßnahmen und
  7. die Plausibilitätsprüfung und Bestimmung der Zielerreichung.

Die aus den neun Kapiteln abgeleiteten Ziele bestehen aus

  1. der Verkürzung der Arbeitszeiten,
  2. der Erhöhung der Stundenlöhne und
  3. der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens.

Den Zielen stehen die Zielkonflikte gegenüber, wie

  1. der Einkommensverlust der Arbeitnehmer durch die Verkürzung der Arbeitszeiten,
  2. der Minderung der Gewinne von Unternehmen durch die Erhöhung der Stundenlöhne und
  3. dem Haushaltsdefizit der Öffentlichen Hand verursacht durch das Grundeinkommen.

Die Maßnahmen müssen folglich auch den Zielkonflikten gerecht werden:

  1. Die Kopplung der Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung an den Umsatz je Mitarbeiter.
  2. Die Kopplung der Arbeitnehmeranteile zur Sozialversicherung an die Arbeitszeit.
  3. Die Flexibilisierung der Arbeitszeiten zur Erhöhung der Kapazitätsauslastung.
  4. Die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens von 60% des Durchschnitteinkommens.
  5. Die Einführung einer einheitlichen Lohn- und Einkommenssteuer von 40%.
  6. Die Renten werden das Grundeinkommen zuzüglich einer Privatvorsorge ersetzt.
  7. Die Erhöhung der Erbschaftssteuern.
  8. Die Erhöhung der Ökosteuern.
  9. Die Einführung bzw. Erhöhung der Vermögens-, Kapitalertrags- und Devisentransaktionssteuern.
  10. Der Abbau der Bürokratie.

Ein solches Vorhaben ist letztlich nie fertig. Folgende Möglichkeiten einer Weiterentwicklung bieten sich an:

  1. Die Quantifizierung der Szenarien für den "Worst Case" der gesellschaftlichen Entwicklung.
  2. Die empirische Bestätigung abnehmender Wachstums- und zunehmender Produktivitätsraten.
  3. Die Überarbeitung und Quantifizierung der Maßnahmen im Detail.
  4. Die quantitative Bewertung des zu erwartenden Grades der Zielerreichung.
  5. Die auch für Laien verständliche Aufbereitung der inhaltlichen Zusammenhänge.
  6. Die Analyse der Konsequenzen im internationalen Kontext.

Was ist nicht beabsichtigt?

Die Absicht dieses Buchs besteht nicht in erster Linie darin, die Maßnahmen zur Zielerreichung im Detail zu präsentieren, selbst wenn dies besser an das Vorverständnis der Leser anknüpfen mag.

Was ist beabsichtigt?

Es soll die Notwendigkeit aufgezeigt werden, dass die Ziele der Verkürzung der Arbeitszeiten, der Erhöhung der Löhne und der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens in Verbindung mit Mindestlöhnen angestrebt werden müssen, weil das Wachstums abnimmt und die Produktivität zunimmt.

Lassen Sie sich zum Schluss auf die Skizzierung des Zielsystems und der Maßnahmen ein.

Hausarbeit für die Leser: