Die Analyse dieses Kapitels bezüglich des Einflusses der Lohnhöhe auf die Arbeits- und Güternachfrage ergänzt die Erkenntnisse der Regelkreise hoher und niedriger Löhne aus Kapitel 6 zur Lohnspirale aus einer anderen Perspektive.
Die These der traditionellen ökonomischen Gleichgewichtstheorie, dass hohe Löhne zur Verringerung der Arbeitsnachfrage und umgekehrt niedrige Löhne zur Erhöhung der Arbeitsnachfrage führen, wird durch die Berücksichtigung der Prinzipien der Evolutionslehre und des Gesetzes vom abnehmenden Grenznutzen ergänzt.
Evolutionäre Prozesse aufgrund hoher Löhne beschleunigen die Innovationsrate. Dies führt einerseits zur Entstehung weiterer Bedürfnisse, die mit einer Erhöhung der Güternachfrage einhergehen. Andererseits ermöglichen Innovationen der Produktionsprozesse aber auch Einspar- und Entlastungseffekte. Der klassische Effekt, dass hohe Löhne die Arbeitsnachfrage verringern, führt zum Verlust der Kaufkraft, zumal die Preise proportional und die Lohnnebenkosten aufgrund der Arbeitslosigkeit überproportional steigen. Doch die aus Innovationen resultierende zusätzliche Güternachfrage kompensiert den aus der gesunkenen Arbeitsnachfrage resultierende Abnahme der Güternachfrage aufgrund des Kaufkraftverlustes, so dass in der Folge die Güternachfrage in der Summe konstant bleibt.
Bezüglich der Arbeitsnachfrage gilt: Der aus hohen Löhnen resultierende starke Rückgang der Arbeitsnachfrage wird von der zusätzlichen Arbeitsnachfrage, die aus der verstärkten Nachfrage nach Innovationen herrührt, überlagert, so dass die Arbeitsnachfrage insgesamt nur leicht zurückgeht. Eine konstante Güternachfrage trifft auf eine abnehmende Arbeitsnachfrage. Die gleiche Menge mit weniger Beschäftigung zu produzieren bedeutet Effizienz.
Der Umkehrschluss niedriger Löhne sieht folgendermaßen aus:
Die Arbeitsnachfrage steigt aufgrund niedriger Löhne. Niedrige Löhne führen über mehr Beschäftigung und niedrigere Produktions- und Herstellungskosten zur Erhöhung der Güternachfrage. Sie lösen jedoch durch geringe Anforderungen an Unternehmen auch Schlendrian und Planlosigkeit aus, die die Innovationsrate mit entsprechenden Konsequenzen für die Güternachfrage sinken lässt. Als Resultat bleibt - wie im Fall hoher Löhne - die Güternachfrage konstant, aber die Arbeitsnachfrage steigt. Die gleiche Menge mit mehr Beschäftigung zu produzieren bedeutet Ineffizienz.
Ineffizienz schadet dem internationalen Wettbewerb im Rahmen der Globalisierung der Weltwirtschaft.
FAZIT:
In Anlehnung an die Ergebnisse der Analysen zum Regelkreis hoher und niedriger Löhne gilt:
Als Konsequenz ergibt sich, dass