Ralf Einert

DER WELTGEIST - Werk 2:

Analysen zu einem Wandel in der Wirtschaftspolitik

Einleitung (Arbeitslosigkeit)

Der Modellentwurf hat - mit den ergänzenden Betrachtungen zu den Konsequenzen des Lohn- und Sozialdumpings - zu der Erkenntnis geführt, dass Arbeitslosigkeit und Arbeitszeit als steuerbare Variable im Rahmen der grundlegenden wirtschaftspolitischen Kennziffern übrig bleiben. Das Wachstum selbst unterliegt einer eigenen Gesetzmäßigkeit.

Doch trotz der aktuellen Finanzkrise steht eine Verkürzung der Arbeitszeiten als Teil einer Lösung der gesellschaftlichen Probleme in der öffentlichen Diskussion offensichtlich nicht zur Debatte. Um die Konsequenzen der Handlungsvariante der politischen Passivität aufzuzeigen, wird in diesem Kapitel die Arbeitslosigkeit im Sinne einer Fortschreibung vergangener Trends prognostiziert.

Die zugrunde liegenden Daten basieren auf dem Zeitraum von Ende der 50er Jahre bis zum Beginn der 90er Jahre. Solche Prognosen mögen als veraltet gelten. Sie helfen jedoch zu erkennen, warum die tatsächliche Entwicklung von der Prognose abweicht. Außerdem gelten in diesem Zeitraum die Modellannahmen hoher Anforderungen an Unternehmen. Daraus abgeleitet lässt sich die Qualität der Annahmen beurteilen. Und es wird sich als Ergebnis zeigen, dass die Prognose der Arbeitslosigkeit nicht sonderlich schmeichelhafte Werte für die wirtschaftliche Entwicklung annehmen wird. Die getroffenen wirtschaftspolitischen Maßnahmen beispielsweise im Rahmen des "Wachstumsbeschleunigungsgesetzes" basieren auf der falschen Annahme, dass sich das Wirtschaftswachstum nachhaltig beeinflussen ließe.

Der Berechnung der Arbeitslosigkeit liegt die Formel zugrunde:

Arbeitslosigkeit =

Bruttoinlandsprodukt / ( Arbeitszeit x Arbeitsproduktivität ) - ( Erwerbstätigenquote x Bevölkerung )

Der Entwicklung der Einflussgrößen liegen folgende Prognoseannahmen zugrunde:

In diese Prognosen werden darüber hinaus noch im Sinne von Alternativberechnungen bzw. Sensitivitätsanalysen abweichende Entwicklungen bezüglich des Wirtschaftswachstums und der Arbeitszeit integriert. Weiterhin werden die Prognosen an die Entwicklung der Arbeitslosigkeit des Jahres 2005 angepasst, indem lediglich die Abweichungen aufgezeigt werden. Daneben wird der Prognosezeitraum auf das Jahr 2030 begrenzt.

ERGEBNIS:

Trotz Fortsetzung des Wachstums - auf niedrigem Niveau - und trotz des demografischen Wandels ist in den nächsten 20 Jahren mit einer erschreckend hohen Arbeitslosigkeit zu rechnen, die nach subjektivem Urteil des Verfassers die demokratischen Grundfeste der Gesellschaft erschüttern könnte.

Als Maßnahmen kommen in der Konsequenz lediglich Arbeitszeitverkürzungen und Wachstumsprogramme in Frage. So ermöglicht eine Erhöhung der Erwerbsquote auf das maximal mögliche Niveau Arbeitszeiten von etwa 30 Wochenstunden. Wachstumsprogramme hingegen stehen in Widerspruch zur Idee des Gesetzes vom abnehmenden Grenznutzen. Sie lösen höchstens kurzfristige Strohfeuer aus und scheiden deshalb als Lösung aus.