Zeitpunkt
Im Rahmen der Ermittlung des tolerierten Verhältnisses zwischen den durchschnittlichem Einkommen und dem Sozialhilfeniveau
bzw. Existenzminimum gemäß Schritt II konnte die kritische Höhe der Erwerbstätigenquote zumindest qualitativ ermittelt
werden, von der an der gesellschaftliche Konsens gefährdet ist, weil das Leistungsprinzip außer Kraft gesetzt ist.
Ob dieser kritische Punkt tatsächlich erreicht werden kann, zeigt ein Blick zurück auf Schritt I:
So wurde in Schritt I die Erwerbstätigenquote ermittelt, die sich im Zeitablauf basierend auf den Modellannahmen abnehmender
Wachstumsraten und steigender Produktivitätsraten einstellt.
Der "Worst Case" der gesellschaftlichen Entwicklung ist schließlich erreicht, wenn es einen Schnittpunkt
- zwischen dem in Schritt III Teil B ermittelten kritischen Punkt basierend auf der Annäherung der Nettoeinkommen an das
Existenzminimum aufgrund der abnehmenden Erwerbstätigenquote verursacht durch die steigende Arbeitslosigkeit
- und der in Schritt I Teil B ermittelten Erwerbstätigenquote basierend auf der Entwicklung der Arbeitslosigkeit aufgrund
der Modellannahmen abnehmender Wachstumsraten und steigender Produktivitätsraten
gibt.
Gibt es keinen Schnittpunkt, ist die Stabilität der Gesellschaft gesichert. Ein Freibrief für politische Passivität
sollte damit nicht verbunden sein, zumal die Ursachen der Arbeitslosigkeit nicht beseitigt sind.
Wie kann dieser kritische Punkt vermieden werden?
- Durch das Verschieben der blauen Linie nach unten:
Das heißt, durch die Senkung der Sozialleistungen. Dies scheidet als Lösung aus, zumal eine würdige Grundsicherung
ein Menschenrecht sein sollte.
- Durch das Verschieben der roten Linie nach oben:
Das heißt, durch die Erhöhung des Lohnniveaus. Dies ist allerdings ein Widerspruch in sich, da das niedrige Lohnniveau
auf der hohen Arbeitslosigkeit beruht.
- Durch die Verringerung des gesellschaftlich akzeptierten Verhältnisses der Nettoeinkommen zum Existenzminimum:
Dies ist durch die Erhöhung des sozialen Drucks möglich. Beispiele sind das Schüren von Zukunftsängsten, das Vorschieben
von Sündenböcken, die Etablierung einer Primitivkultur durch die Medien und Unterhaltungsindustrie sowie sonstigen
repressiven Maßnahmen, die eher autoritären und diktatorischen Staaten zu Eigen sind. Dies alles sind unzulässige
politische Visionen, die eines demokratischen Staates nicht würdig sind. Dass dennoch gewählte Repräsentanten des
Staates genau dies tun, indem sie genau denjenigen spätrömische Dekadenz vorwerfen, die am weitesten davon entfernt
sind, spricht für sich selbst. Aufgrund von Erbschaften oder Kapitaleinkommen auf der faulen Haut zu liegen, ist im
Umkehrschluss offenbar weder spätrömisch noch dekadent.
FAZIT:
Folglich verbleibt als einzige Lösung zur Vermeidung des "Worst Case" der gesellschaftlichen Entwicklung die Erhöhung
der Erwerbstätigenquote durch die Verringerung der Arbeitslosigkeit. Die Verringerung der Arbeitslosigkeit kann - wie in
Kapitel 3 gezeigt - wirkungsvoll nur durch die Verkürzung der Arbeitszeit erreicht werden.