Es ist schon sonderbar, dass der Spiegel in dem Artikel "Buddhismus to go" (52/2016) einen Widerspruch zwischen Achtsamkeit und Leistungsgesellschaft sieht. Ich verstehe nicht, wie man etwas leisten will, wenn man nicht achtsam ist. Ich beobachte eine Abwärtsspirale: Man meint, etwas zu leisten, wenn man mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen versucht; weil man dadurch länger braucht und mehr Fehler macht, leistet man insgesamt weniger, was wiederum durch die gleichzeitige Erledigung von noch mehr Aufgaben kompensiert werden soll, so dass man noch ineffizienter wird - etc. etc. Wenn es heißt, die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt steigen, liegt dem genau dieser Mechanismus zugrunde. Welche Legitimität haben sogenannte Führungskräfte, die diesen Zusammenhang nicht erkennen und ihre Mitarbeiter auch noch nach dem Ausmaß ihrer Hektik beurteilen? Dieses Chaos kann man dann natürlich auch in eine Tugend verkehren, indem man bspw. von sich behauptet, spontan zu sein.
Führungskraft zu sein, ist mit sozialem Status verbunden, wenn man beobachtet, mit welch stolz geschwellter Brust verkündet wird, wie viele Mitarbeiter man unter sich hat. Hauptmerkmal einer Führungskraft ist es, zu führen; und das setzt Menschen voraus, die sich führen lassen - es wird zwar erwartet, dass die Mitarbeiter schon auch selbstständig denken, aber bitte nicht zuviel, weil das dann der Majestätsbeleidigung nahe kommt. Um ihren sozialen Status beizubehalten, müssen Führungskräfte dafür sorgen, dass die Geführten unmündig bleiben. Wie das funktioniert hat bereits Immanuel Kant in seiner Schrift "Was ist Aufklärung?" erkannt:
"Daß der bei weitem größte Teil der Menschen ... den Schritt zur Mündigkeit ... für sehr gefährlich halte, dafür sorgen schon jene Vormünder [Führungskräfte - Anm. der Verfassers], die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben."
Er fährt fort: "Nachdem sie ihr Hausvieh zuerst dumm gemacht haben und sorgfältig verhüteten, daß diese ruhigen Geschöpfe ja keinen Schritt außer dem Gängelwagen, darin sie sie einsperreten, wagen durften, so zeigen sie ihnen nachher die Gefahr, die ihnen drohet, wenn sie es versuchen, allein zu gehen. Nun ist diese Gefahr zwar eben so groß nicht, denn sie würden durch einigaml Fallen wohl endlich gehen lernen; allein ein Beispiel von der Art mach doch schüchtern und schreckt gemeiniglich von allen ferneren Versuchen ab."
Führung müsste folglich heißen, den Leitspruch der Aufklärung "Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" umzusetzen. Dazu muss man seine Mitarbeiter befähigen, selbst zu denken und selbst zu entscheiden. Fachleute wissen, was sie tun, sie müssen nicht geführt werden. Nachteil ist, dass man sich als Führungskraft überflüssig macht, sozialen Status verliert und weniger Argumente für übertriebene Gehälter hat.
FAZIT: Gute Führung heißt, Führung überflüssig zu machen. Gute Führung schafft sich selbst ab.
Der Bevölkerungsanteil weißer Männer, die zudem keine Familienväter sind, beträgt gemäß meiner Gedanken zum Oktober in Deutschland 18%!
Diesen Männern, die von Arbeitslosigkeit, Lohn- und Sozialdumping, prekärer Beschäftigung, befristeten Arbeitsverträgen und einer um 6 Jahre verkürzten Lebenserwartung ggü. Frauen betroffen sind, werden in den Medien permanent auch noch negative Eigenschaften zugeschrieben, indem sie für alle möglichen Diskriminierungen anderer gesellschaftlicher Gruppen verantwortlich gemacht werden.
Es kommt Folgendes hinzu: Die wirtschaftlichen Erfolgsmeldungen haben mit der Realität so viel gemeinsam, wie die tatsächlichen CO2- bzw. Verbrauchswerte mit den gemeldeten. Die Steigerungsraten des Bruttoinlandsprodukts suggerieren, dass es allen besser geht. Tatsächlich sind die Nettolöhne seit 2000 weitgehend konstant geblieben. Das einzige, was gewachsen ist, sind Kapitaleinkünfte und Unternehmensgewinne sowie prekäre Beschäftigung und befristete Arbeitsverträge, womit massive Abstiegs- und Verlustängste einhergehen. Subjektiv geht es den Menschen folglich tendenziell eher schlechter.
Bei diesem Realitätsverlust der politischen und herrschenden Klasse muss man sich nun nicht wirklich wundern, wenn sich viele Menschen der AfD zuwenden, die ihrerseits wiederum an anderen Formen von Demenz leidet.
Weißen Männern permanent negative Eigenschaften zuzuschreiben ist genauso sexistisch wie deren emotionale Ausbeutung durch die Darstellung halbnackter Frauen in der Werbung, um ihnen (den Männern) das letzte Hemd zu nehmen.
In dem eifrigen Bestreben, etwaige Benachteiligungen diverser Gruppen zu beseitigen, wird übersehen, dass weiße Männer selbst eine Minderheit sind. Die einzige Gruppe, die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nicht vertritt, umfasst 22 Mio. Männer zwischen 20 und 60 Jahren (gemäß 11. Bevölkerungsvorausberechnung für 2015). Da Migranten, deren Anteil 20% beträgt (17 Mio. gemäß destatis), ebenfalls als benachteiligt gelten, bleiben knapp 18 Mio. weiße Männer übrig.
Und wenn man davon noch ca. 3 Mio. Familienväter abzieht, beträgt der Bevölkerungsanteil der weißen Männer, die letztlich alle möglichen Diskriminierungen kompensieren sollen, gerade einmal 18%!
Lenin am neuen Standort von zapf
Der Wandel der Arbeitsethik ist erstaunlich:
Vor ca. 2.500 Jahren galt bei den Alten Griechen Arbeit als Strafe Gottes. Müßiggang und Philosphie galten als Tugend. (These)
Heutzutage hingegen gilt Arbeit als das Maß der Dinge - unter anderem weil man meint, sich durch Arbeit selbst verwirklichen zu können. Arbeitslosigkeit wird als Strafe empfunden. Den Menschen wird suggeriert, dass sie selbst Schuld seien. (Antithese)
Ideal wäre es, wenn man beide Positionen miteinander vereinbaren könnte. Hilfreich bei der Realisierung der Vision "weniger arbeiten, mehr verdienen, sozial gesichert" ist die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens in Höhe von 60% der Durchschnittslohns in Verbindung mit einer Einkommenssteuer von 40% für alle auf alles zuzüglich einer Sozialversicherungsabgabe zwischen 0 und 25% in Abhängigkeit von Arbeitszeit und Beschäftigung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber bei Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenze. (Synthese)
Arbeit ist die Strafe Gottes
Wie passt es zusammen, einerseits hohe Löhne, kurze Arbeitszeiten und soziale Sicherung zu fordern und andererseits Leistungen als Controller anzubieten, wo doch die Realisierung der Forderungen zur Verringerung der Gewinne der Unternehmen beitragen würde?
Controller und Vernunftwissenschaftler
Der Satz "Wir schaffen das" ist so banal wie richtig. Doch leider wird das nicht mit dieser Art von Politik möglich sein.
Aufgrund des Kaputtsparens in den Bereichen Schule, Bildung, Sozial- und Jugendarbeit gemäß neoliberaler Ideologie ist bereits zuvor die Sozialisation millionen deutscher Jugendlicher gescheitert. Aufgrund der Ignoranz der Politik, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, ist die Integration hundertausender Migranten gescheitert. Und jetzt soll einfach mal so die Integration von millionen Flüchtlinge gelingen, nachdem sehr viel leichtere Aufgaben schon nicht gelungen sind. Jemandem, der zweimal an ein und derselben Aufgabe gescheitert ist, sollte man nicht unbedingt zutrauen, dass es beim dritten Mal von selbst klappt.
Die Integration gelingt nicht allein durch die Einstellung von Polizisten. Die Integration gelingt nicht, indem Flüchtlinge in Bezirken untergebracht werden, die ohnehin schon Problemviertel sind. Die Integration gelingt nicht durch ein paar Sprachkurse. Die Integration gelingt nicht, indem man die Sorgen der Menschen (ob berechtigt oder nicht) ignoriert und sie als Modernisierungsverlierer verspottet. Die Integration gelingt nicht durch die Verpflichtung zur Integration.
Dennoch muss die Integration gelingen, anderenfalls provozieren rechte Schlägerbanden gleiche Verhaltensweisen unter den Flüchtlingen. Die Integration kann aber gelingen. Doch dazu müssten hundertausende Sozialarbeiter eingestellt werden, die mit Hilfe von Jugendarbeit, Freizeitangeboten wie Sport und Musik sowie Verhaltenstraining über Generationen traditierte Einstellungen aufbrechen. Dazu müssten Unternehmen verpflichtet werden, Flüchtlinge allein schon aus Gründen der Sozialisation auszubilden und zu beschäftigen. Dazu müsste es Patenschaften mit Menschen aus gutbürgerlichen Kreisen geben, denen es bisher am geschicktesten gelingt, Flüchtlinge aus ihren Wohngebieten fernzuhalten.
In welchem Parteiprogramm sind solche Vorschläge enthalten? Auf Grund der Fehler der Vergangenheit können 100.000 Sozialarbeiter nicht auf einen Schlag herbeigezaubert werden.
Wenn einerseits aufgrund der Knappheit von Wohnungen in Großstädten die Mietpreise explodieren und andererseits unglaublich viele Grundstücke in zentraler Lage entweder unbebaut sind oder aus Brachen bestehen, drängt sich der Verdacht auf, es könne sich hier um spekulativen Leerstand handeln.
Der Wert von Immobilien beruht aber im Wesentlichen auf der sozialen Infrastruktur, die durch die Öffentliche Hand über Steuergelder bereitgestellt wird. Wenn diese Immobilien genutzt würden, würden Mieter Steuereinnahmen generieren. Im Umkehrschluss entgehen dem Staat durch ungenutzte Immobilien Einnahmen durch nicht gezahlten Einkommens- und Verbrauchsteuern. Folglich stehen hier sich zwei Rechtsanpsrüche gegenüber: Dem Anspruch der Eigentümer auf ihre Immobilien und dem Anspruch des Staates auf Auslastung der über Steuergelder bereitgestellten Infrastruktur.
Abhilfe kann geschaffen werden, indem auf nicht genutzte Immobilien und Grundstücke eine Steuer in Höhe der entgangenen Steuerzahlungen erhoben wird, weil sie ihrer Bestimmung - nämlich der Bereitstellung von Wohnungen oder Gewerbe - entzogen sind. Spekulation ist nicht die Bestimmung von Immobilien.
Länder-Ratings bestimmen die Höhe der Zinsen, die Staaten für ihre Schulden zu zahlen haben. Diese Ratings sind verkürzt gesprochen von dem Grad der Umsetzung neoliberaler Weltbilder abhängig. Die Regierungsform ist nach meinen Erkenntnissen jedoch kein Kriterium für die Kreditvergabe. Auch an Diktaturen werden Kredite vergeben, obwohl die Rückzahlung letztlich von den Einwohnern, die keinen Einfluss auf den Herrscher haben, getätigt werden muss. Ohne demokratische Legitimation vergebene Kredite sind daher als sittenwidrig zu betrachten. Gläubiger sind selbst Schuld, wenn an Diktaturen vergebene Kredite nicht zurückgezahlt werden. Es ist absurd, wenn solche Gläubiger auch noch mit Hilfe des IWF, der seine Konzepte ebenfalls ohne demokratische Legimation durchsetzt, unterstützt werden.
Abhilfe kann geschaffen werden, indem analog zum Korruptionsindex ein Demokratieindex eingeführt wird, der maßgeblich das Länder-Rating zur Bestimmung der Zinshöhe beeinflusst. Noch besser wäre es, wenn an Diktaturen generell keine Kredite vergeben und/oder etwaige demokratische gewählte Nachfolger von der Rückzahlung der Schulden befreit werden.
Anbei eine Zusammenstellung einzelner Gedankensplitter:
Beispiele für Täuschungen der Verbraucher, die letztlich einer Enteignung nahe kommen, weil ohne bezahlbare Ersatzteile die Funktion der Geräte nicht gewährleistet ist:
Unternehmen, die für sich Eigentumsrechte einklagen, missachten die Eigentumsrechte ihrer Kunden.
Sinne und Medien als Wahrnehmungsfilter