DER WELTGEIST

1. Ein Weltbild in sieben Ebenen und
2. Analysen zu einem Wandel in der Wirtschaftspolitik
 

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1. HJ
Thema
2. HJ
Thema
Jan.
Zur Entstehung des Geistes aus Nichts und Licht
Jul.
Eine Seefahrt, die ist lustig
Feb.
Das Gespenst der Triage
Aug.
Farbenlehre
Mrz.
Zur Generationengerechtigkeit
Sep.
Den Kommenden zur Mahnung!
Apr.
Regenbogen
Okt.
Zur Verschiedenheit der Ursachen der Inflation
Mai
Perspektiven für Europa trotz des Krieges um die Ukraine
Nov.
Das Erhabene der Welt vor der Haustür
Jun.
Skizzierung der Vision einer Weltgesellschaft
Dez.
Künstliche Kunst ist keine Kunst
2024
(3) Datenkraken und Markt   (2) Ausblick auf 2100   (1) Die TOP-Milliardäre
2023
(12) Heute ist heut´   (11) Bildungskanon   (10) Weltregierung   (9) Grundlagen der Erkenntnis   (8) Schuld der anderen   (7) Abhängigkeiten   (6) Frieden und Gerechtigkeit   (5) Geist aus Nichts und Licht   (4) Sanktionen   (3) Selbstporträt   (2) Dialog mit einem Ballettdirektor   (1) Struktur und Bedeutung
2021
(12) Weltraumtouristen   (11) Beihilfe zum Mord   (10) China in den Medien   (9) Richtig Gendern   (8) Facebook: Werbeverbot   (7) Leserbrief: Stille Post   (6) Gerechtigkeit   (5) Weltfinanzausgleich   (4) Lagerhaltung von Impfdosen   (3) Sterbealter mit Corona   (2) Organisationsversagen   (1) Antithesen
2020
(12) Recht und Moral   (11) Jana aus Kassel   (10) Pabst-Mohammed-Karikaturen   (9) Wirecard-Pleite   (8) Anteile am globalen BIP   (7) Sommer in Greifswald   (6) Graureiher in Berlin   (5) Corona-Absurditäten   (4) Jugendfrei   (3) Definitionssetzungsmacht   (2) Buddha   (1) Sauftourismus
2019
(12) Unwissen versus Wissen   (11) Bilder zum WELTGEIST   (10) Buchempfehlung   (9) Reduzierung von Ungleichheit   (8) Neofeudalismus   (7) Raum im Wandel   (6) Hongkong im Wandel   (5) Pandas   (4) China und der Westen   (3) Deutsche Wohnen   (2) Digitaler Kommunismus   (1) Wahrnehmung
2018
(12) Nicht die Lüge ist das Problem   (11) Meinungsforschung mit Facebook   (10) Spektrallinien   (9) Flucht und Vertreibung   (8) Künstliche Dummheit   (7) Übersetzungsprogramme   (6) Durch das Universum   (5) Der Weltgeist im Wandel   (4) Dualismen   (3) Gut und Böse   (2) Es ward Licht   (1) Tweets
2017
(12) Konsumfest   (11) Populismus   (10) Zielkonflikte   (9) Klimawandel   (8) Umverteilung durch Rente   (7) Lebenserwartung   (6) Vermögenskrise   (5) Kapitalismus = kosmisches Prinzip   (4) Gesellschaftliche Verwerfungen   (3) Exportüberschuss   (2) Spektrallinien   (1) Nichts und Licht
2016
(12) Gute Führung schafft sich ab   (11) Rache der Ausgegrenzten   (10) Sexismus   (9) Umzug Lenins   (8) Arbeit als Strafe   (7) Vernunftwissenschaftler   (6) 100.000 Sozialarbeiter   (5) Wohnungsnot   (4) Demokratieindex für Kredite   (3) Verschiedenes   (2) Enteignung   (1) Realität und Vorstellung
2015
(12) Ausgrenzung   (11) Inflation durch Löhne   (10) Es wächst nichts mehr   (9) Modell zum Weltbild   (8) TTIP für Bildung   (7) Gott und das Böse   (6) Ursprung der Vernunft   (5) Licht und Götter   (4) Licht und Binärsystem   (3) Ursprung des Meinens   (2) Sittenwidrigkeiten   (1) Unchristlich vs ungläubig
2014
(12) Spekulationsblasen   (11) Happiness Engineers   (10) Plagiat   (9) Standford-Gefängnis   (8) Frauenfrage   (7) Gesellschaftliche Spielregeln   (6) Der weiße Mann   (5) Damen und Herren   (4) Moral des Kleinbürgers   (3) Missbrauch von Symbolen   (2) Sexualität   (1) Kapitalistisches Manifest
2013
(12) Das Universum   (11) Der Messias   (10) Fundstücke   (9) Ewiger Frieden   (8) Pyramid of Shit   (7) Nutzlosigkeit   (6) Ausbeutung von Männern   (5) Perspektivlosigkeit der Jugend   (4) Wissenschaften   (3) Kindsmörderin   (2) Arbeit/Verträge/PPP/Verzicht/Soldaten   (1) Gewohnheit
2012
(12) Unternehmenskrisen   (11) Weniger arbeiten   (10) Grundeinkommen   (9) Revolution   (8) Political Correctness   (7) Bundesschatzbriefe   (6) Betongold   (5) Hartz IV und Existenzminimum   (4) Kapitaldeckung   (3) Investitionen in Bildung   (2) Exzellenzförderung   (1) Schutz des Eigentums
2011
(12) Abfolge der Generationen   (11) Schuldenbremse   (10) Sammlung diverser Zitate   (9) Arthur Schopenhauer   (8) Gesellschaftlicher Zusammenhalt   (7) Finanzkrise   (6) Gleichberechtigung   (5) Energiewende   (4) Arbeitskräftemangel   (3) Bildungsinvestitionen   (2) Elite   (1) (Personal)führung
2010
(12) Personalauswahl   (11) spätrömische Dekadenz   (10) Nachhaltigkeit   (9) Gleichgewicht der Gier   (8) Arbeits- und Immobilienmarkt   (7) abnehmendes Wachstum - steigende Zinsen

Gedanken zum Dezember 2022

Künstliche Kunst ist keine Kunst

Kunst am PC oder digitale Kunst oder künstliche Kunst lässt sich einfach mit beachtlichen Effekten programmieren. Man braucht nur über einen Zufallsgenerator ein paar Bilder und einen Hintergrund auswählen sowie diese beliebig anordnen, dann können Helligkeit, Kontrast, Tonwert, Gradiationskurven, Farbfilter, Farbbalance, Farbton, Sättigung, Dynamik, Rausch-, Render-, Vergröberungs-, Weichzeichnungsfilter beliebig variiert werden und fertig ist das Bild. Aufgrund der Vielzahl an Parametern und deren Ausprägungen gibt es nahezu unendlich viele Varianten. Wer geschäftgstüchtig ist, kann dies dann als NTF (Non-Fungible Token, zu Deutsch: Nicht austauschbarer Token) auf dem Kunstmarkt verkaufen. Das hat nur leider nichts mit Kunst, geschweige denn mit Können etwas zu tun. Zugrunde liegt lediglich eine relativ einfache Programmiertätigkeit, die zwar etwas mit Können zu tun hat, aber in keinster Weise mit Kunst in Verbindung zu bringen ist - außer, dass einige Ergebnisse ein gewisses Maß an Ästhetik bzw. Schönheit haben mögen.

Ein Analogieschluss führt zu folgender Aussagen:

DIGITALE KUNST IST KÜNSTLICHE KUNST.

KÜNSTLICHE KUNST IST KEINE KUNST.

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ IST KEINE INTELLIGENZ

Digitale Kunst: Zeitenwende

Titel: Zeitenwende

Digitale Kunst: Ursprung

Titel: Ursprung

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Gedanken zum November 2022

Das Erhabene der Welt vor der Haustür

Um das Erhabane der Welt zu finden, muss man nicht lange suchen: Es kann auch vor der eigenen Haustür liegen.

Das Erhabene

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Gedanken zum Oktober 2022

Zur Verschiedenheit der Ursachen der Inflation

Wenn die gleiche Wirkung verschiedene Ursachen hat, muss auf die Ursache anders reagiert werden.

Punkt 1: Die Ursachen der deutschen Inflation in den 20er Jahren des 20. Jahrhunders finden sich in der Finanzierung des Ersten Weltkrieges und der Verpflichtung des Friedensvertrag von Versailles zur Zahlung von Reparationen an die Siegermächte. Der Staat musste folglich Geld drucken, um die Schulden zu bezahlen. Ganz so einfach ist es zwar nicht, da die Reparationen in Goldmark, Devisen und Sachgütern zu leisten waren. Dennoch lässt sich vereinfacht sagen, waren Schulden die Ursache der Inflation.

Punkt 2: Die Ursache der Inflation von beinahe 10% zu Beginn der 20er Jahre des 21. Jahrhunderts findet sich in der Verteuerung von Energie als Folge der ausbleibenden Gaslieferungen Russlands verursacht durch die gegenüber Russland verhängten Sanktionen aufgrund des Krieges in der Ukraine. Die Verbraucher müssen folglich mehr Geld für Energie zahlen. Vereinfacht gesagt sind tatsächliche Preissteigerungen die Ursache der Inflation.

Die Maßnahmen, die heute diskutiert werden, sind im Wesentlichen Zinssenkungen, um die Konjunktur und damit die Preise zu bremsen. Die zu erwartenden Folgen sind jedoch eine erhebliche Zunahme der Arbeitslosigkeit und die Insolvenz zahlreicher vorwiegend mittelständischer Betriebe. Die Konsequenzen sind deswegen äußerst ungleich verteilt: Die Mehrheit wird zulasten einer Minderheit geschützt. Das ist hochgradig ungerecht, zumal diese wehrlose Minderheit zusätzlicher Arbeitslose der Verachtung der Mehrheitsgesellschaft ausgesetzt sein wird. Macht man hingegen nichts, sinken Kaufkraft der Löhne und Ersparnisse für alle gleichermaßen. Das ist zwar nicht schön, aber um vieles gerechter.

Ich habe keine Vorstellung, wie man vor einhundert Jahren die Inflation hätte verhindern können. Sicherlich jedoch anders als heute. Vielleicht hätte ein Schuldenschnitt, der die Vermögenden belastet aber die einfachen Leute verschont hätte, geholfen - die Reparationen wären dennoch nicht aus der Welt gewesen. Die zentrale Erkenntnis ist, dass Inflation verschiedene Ursachen haben kann und damit nicht eine Musterlösung in Frage kommt. Eine adäquate Lösung muss die jeweiligen Ursachen berücksichtigen.

Eine Kosten-Nutzen-Analyse der Sanktionen gegenüber Russland zeigt, das der Schaden für Deutschland durch höhere Energiepreise den Nutzen übertrifft: Russland kann seinen Krieg noch immer finanzieren, es ist kein nennenswerter politischer Widerstand innerhalb der russischen Zivilgesellschaft entstanden, die Regierungsentscheidungen beinhalten keinen Richtungswechsel. Eine Lösung zur Vermeidung der Inflation wäre daher die Rücknahme der Sanktionen gegenüber Russland.

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Gedanken zum September 2022

Den Kommenden zur Mahnung!

Auch wenn die Art des Gedenkens, wie unsere Vorfahren - unsere Groß- und Urgroßmütter sowie unsere Groß- und Urgroßväter - der Kriegstoten gedacht haben, aus heutiger Sicht altbacken wirken mag, so ist der Leitspruch "Den Gefallenen zur Ehre! Den Hinterbliebenen zum Troste! Den Kommenden zur Mahnung!" aktueller denn je. Doch die Mahnung, mit der unter anderem wir gemeint sind, ist offenbar verblasst und vergessen. Der Ruf nach Waffen und Sanktionen im Namen einer höheren Moral ist allgegenwärtig. Kritiker werden wahlweise als Putin-Versteher oder Xi-Jinping-Versteher verspottet oder man unterstellt ihnen, Opfer der Propaganda zu sein. Eine kritisch konstruktive Abwägung von guten Gründen ist nicht möglich, wenn nur die eigene Meinung zählt. Die Forderungen "Frieden schaffen ohne Waffen" und "Schwerter zu Pflugscharen" werden von den ehemals friedensbewegten Grünen in ihr Gegenteil verkehrt. Man meint, Waffen für die Ukraine würden den Krieg beenden.

Was wäre der Preis einer Kapitulation für die Ukraine? Ist es der Verzicht auf eine Nato-Mitgliedschaft, der Verzicht auf die Rückeroberung der Krim und der besetzten Gebiete im Osten, die Entwaffnung bei gleichzeitigen internationalen Garantien für die Sicherheit der Ukraine? Wenn lediglich das die Bedingungen für einen Frieden wären, sind Waffen schädlich, da sie den Krieg verlängern und nur zur Fortsetzung von Tod und Elend führen. Die selbstkritische Haltung, die ich in dem Satz "Den Kommenden zur Mahnung!" erkenne, fehlt in der Gegenwart des heutigen Krieges - genauso wie damals. Auch damals kam die Selbstkritik erst nach dem bitteren Ende, so wie es morgen auch wieder kommen wird. Es muss allerdings auch erwähnt sein, dass diese Mahnung schon damals (nach dem Ersten Weltkrieg) nicht wirklich lange gehalten hat.

Auch diejenigen, die überzeugt sind, im Namen der höheren Moral unterwegs zu sein, haben wirklich nichts gelernt.

Und noch ein Nachsatz aus dem September 2023: Die Herrschenden erklären die Kriege, die Beherrschten führen die Kriege. Auch wenn die Gefallenen selbst Täter gewesen sind, so gebührt ihnen trotzdem Ehre - wenigstens das. Weil sie nichts anderes als die Moral von Untertanen kannten, sind sie im oftmals guten Glauben den Parolen ihrer Herrscher gefolgt und dabei auf schändliche Weise betrogen worden.

Den Kommenden zur Mahnung

Den Gefallenen zur Ehre!

Den Hinterbliebenen zum Troste!

Den Kommenden zur Mahnung!

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Gedanken zum August 2022

Farbenlehre

RGB und CMYK mit Kanne

Farbenlehre: Kanne


RGB und CMYK mit Teufel

Farbenlehre: Teufel

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Gedanken zum Juli 2022

Eine Seefahrt, die ist lustig

Auf hoher See ist man in Gottes Hand.

Segelschiff

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Gedanken zum Juni 2022

Skizzierung der Vision einer Weltgesellschaft

Um der Schöpfung und der Menschen willen sollten wir eine Weltgesellschaft mit ähnlichen Lebensverhältnissen auf allen Kontinenten der Erde anstreben, selbst wenn dies zunächst wie eine unerreichbare Utopie klingen mag. Trotz der zahlreichen Konflikte und Gegensätze in der Welt wie beispielsweise der Krieg in der Ukraine und der chinesische Anspruch auf Taiwan, sollte das scheinbar Unmögliche geistig vorbereitet werden, um aus Geist Materie bzw. aus Theorie Praxis werden zu lassen.

Auch wenn wir seit einiger Zeit den Kalten Krieg zwischen Ost und West durch den Konflikt zwischen Demokratie bzw. den moralisch Guten und Diktatur bzw. den bösen anderen ersetzt haben, brauchen wir dennoch eine andere Art der Toleranz. Wir maßen uns an, die "Bösen" (Russland, Iran, Nordkorea, China) mit Sanktionen zu bestrafen, die "Guten" (Ukraine, Taiwan) zur Selbstverteidigung aufzurüsten und den "Antichristen" (Irak, Iran, Afghanistan) einen Regierungswechsel aufzuzwingen. All das hat keinen Erfolg gehabt, sondern nur zu Leid und Elend geführt.

Eine Gesellschaft, selbst wenn sie totalitär ist, kann nur von innen verändert werden. Man kann zwar den Untertanen und den zur Unterdrückung erforderlichen Menschen alle Kontakte nach außen verbieten, aber nicht dem obersten Führungszirkel und den Eliten. Könnte es nicht sein, dass diejenigen, die nach außen als die härtesten Hardliner auftreten, die ersten sind, die sich über Alternativen beraten lassen? Deswegen halte ich es für absolut falsch, wenn bestehende Dialogforen wie der Petersburger Dialog zwischen Deutschland und Russland ausgesetzt werden. Zwischen allen Ländern sollte es solche persönlichen Plattformen für den persönlichen Austausch von Fachleuten aus allen gesellschaftlichen Bereichen geben.

Zudem sollten wir unseren moralischen Kompass dahingehend verschieben, dass wir auch Herrschaftssysteme tolerieren, die nicht unseren westlichen demokratischen Prinzipien entsprechen. Die Bestimmung eines Dorfältesten halte ich per se nicht für undemokratisch, wenn diesem durch seine Lebenserfahrung die größte Weisheit zugesprochen werden kann, was aufgrund fehlender anderer Auswahlkriterien durchaus legitim sein kann. Die Bestimmung der Führer eines Volkes aufgrund eines Ausleseprozesses, wie es dem Selbstverständnis Chinas entspricht, kann gleichermaßen als Legitimationskriterium dienen, auch wenn die praktische Umsetzung nicht dem Ideal entspricht. Den Kollektivismus über den Individualismus zu stellen, erscheint uns im Westen zwar ebenfalls befremdlich, mag aber für Gesellschaften, deren Existenz gefährdet ist oder vor Kurzem noch war, durchaus Sinn machen, selbst dann, wenn - wie Bazon Brock meint -, Individuen nötig sind, um kollektives Wissen anzuwenden.

Um eine Weltgesellschaft zu erschaffen, bedarf es eines Weltfinanzausgleichs (siehe Thema des Monats im Mai 2021) und der Reduzierung von Ungleichheit (siehe Thema des Monats im September 2019).

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Gedanken zum Mai 2022

Perspektiven für Europa trotz des Krieges um die Ukraine

Bezüglich der Bewertung des Krieges in der Ukraine hat ein erstaunlicher Perspektivenwechsel stattgefunden:

Während die Militärs (bspw. Brigadegeneral Erich Vad gem. Welt vom 12.04.2022) für Dialog und Verhandlungen plädieren, fordern ausgerechnet die ehemals friedensbewegten Grünen (bspw. Außenministerin Annalena Baerbock gem. Zeit vom 11.04.2022 mit einer erstaunlichen Kriegsrhetorik schwere Waffen für die Ukraine und Sanktionen gegen Russland.

Jedenfalls muss festgestellt werden, dass offenbar die Diplomatie vor Beginn des Krieges versagt hat, wenn es sie denn gegeben hat. Einerseits wird behauptet, Geopolitik sei ein Überbleibsel des 19. Jahrhunderts. Andererseits wurde die NATO seit der Wiedervereinigung bis an die Grenze Russlands verschoben. Es passt seitens des Westens nicht zusammen, Unverständnis gegenüber Russlands Geopolitik zu äußern, wenn die NATO genau diese selbst betreibt. Insbesondere sollte nicht vergessen werden, dass es den Eisernen Vorhang noch heute gäbe, wenn Gorbatschow der Öffnung der Grenzen vor über 30 Jahren nicht zugestimmt hätte. Das, was man heute für selbstverständlich hält, nämlich etwaige freie Entscheidungsmöglichkeiten bei der Wahl der Bündniszugehörigkeit der Ukraine, wären unter diesen Umständen völlig absurd. Bei den Gesprächen zwischen Russland und der NATO bzw. den Vereinigten Staaten wurden die Interessen Russlands offenbar nicht angemessen berücksichtigt.

Mutmaßliche Interessen Russlands und Motivation für den Krieg:

Da man nach Ausbruch des Krieges den Fehler unzureichender Diplomatie nicht mehr rückgängig machen kann, gilt des nun, zwischen Kapitulation und der Fortführung des Krieges abzuwägen. Moralisch mag es schwer erträglich sein, dass zwischen den Staaten das Recht nicht durchgesetzt werden kann. Es gilt schlicht und einfach das Recht des Stärkeren. Je länger der Krieg in der Ukraine dauert, desto größer wird die Zahl der Opfer, desto schwieriger wird ein Kompromiss ohne Gesichtsverlust. Wenn die Vernunft nicht siegt, könnte sich der Krieg aufgrund der Kräfteverhältnisse noch über Jahre hinziehen, bis ein Verlierer bzw. Gewinner feststeht. Jeder möge selbst die Konsequenzen der Alternativen einer Verhandlungslösung oder der Fortführung des Krieges beurteilen.

Preis einer Verhandlungslösung, das heißt letztlich auch die Anerkennung des Rechts des Stärkeren:

Preis des Moralismus, das heißt Fortführung des Krieges:

Die Eskalation des Krieges durch die weitere Aufrüstung der Ukraine halte ich aus den genannten Gründen für falsch. Tragisch ist, dass selbst die Kirchen in Deutschland Waffenlieferung aus vermeintlich moralischen Gründen unterstützen. Für den Gegner segnet der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill in Moskau den Krieg. Wenn beide Kriegsparteien mit Gottes Segen kämpfen, ist nichts Gutes zu erwarten. Leider sind meines Erachtens auch die Nachkriegsperspektiven nicht die besten, da weitere Fehler im Hier und Jetzt begangen werden.

Fehler des Westens nach Kriegsbeginn:

Dennoch muss bereits jetzt eine Nachkriegsordnung vorbereitet werden. Die Russen sind weder die lupenreinen Demokraten noch das ultimativ Böse. Die Ukrainer sind weder nur Faschisten noch selbstlose Freiheitskämpfer. Es gilt aus der Synthese, für die ich selbst noch keine Antwort habe, eine Perspektive für die Zukunft abzuleiten.

Vielleicht ist es gar nicht so dumm, was Putin bereits vor mehr als einem Jahrzehnt im Hinblick auf die Gestaltung einer harmonischen Wirtschaftsgemeinschaft von Lissabon bis Wladiwostock geäußert hat. Auch Macron hat diesen Vorschlag unabhängig vom Krieg in der Ukraine im Jahr 2021 wieder aufgegriffen. Wenn jetzt Medwedew den gleichen Gedanken während des Konflikts äußert, scheint dies aus dieser Perspektive als aggressiver Akt, nämlich als Ausdruck des Bestrebens nach Unterwerfung Europas unter den Machtbereich Russlands. Da es außer den Willensäußerungen keine Fakten gibt, ist es eine Glaubensfrage - ich persönlich glaube es nicht. Es scheint aus heutiger Sicht eine Utopie zu sein, dennoch hoffe ich, dass es keine Generationen mehr dauert, bis sich diese Idee verwirklicht.

Dialektik:

Dialektik Russland Ukraine
These Schröder: Lupenreine Demokratie Putin: Von Faschisten unterwanderter Staat
Antithese das ultimativ Böse selbstlose Freiheitskämpfer
Synthese ? ?

Perspektiven für Eurasien:

Manchmal gibt es mehrere Wahrheiten:

Wer in einem festen Weltbild verfangen ist, wird an den vermeintlichen Kausalketten nicht zweifeln. So warnt beispielsweise Anton Hofreiter, Grünenpolitiker ohne (Minister)amt, die Bundesregierung vor einem 'de facto drittem Weltkrieg', wenn - und jetzt kommt es - ja wenn Deutschland bei Waffenlieferungen in die Ukraine zögert. (Spiegel, online, 20.04.2022 10.27 Uhr) Waffen führen zum Frieden, weil diese schneller zum Sieg führen, so diese Art von Logik. Ein alternatives Szenario ist hingegen, dass zusätzliche Waffen eine Verhandlungslösung verzögern, weiteres Leid und Elend verursachen, die Gemüter weiter verhärten lassen usw. usf. Was richtig ist, wissen wir vorher nicht. Beide Szenarien haben die gleiche Plausibilität. Gefährlich ist allerdings der absolute Wahrheitsanspruch, für den offenbar Menschen, die sich moralisch überlegen fühlen, anfällig sind. Es ist wahrlich beängstigend, es ist russisch Roulette.

Prophezeiung vor 31 Jahren:

James Bakes, Außenminister der Vereinigten Staaten von 1989 bis 1992, war bereits 1991 beunruhigt über "die jüngere Generation von Offizieren, die gerade jetzt in den Militärakademien ihre Aufnahmeprüfungen absolviert hätte. Ähnlich wie in der Schwarzen Reichswehr nach 1918 in Deutschland werde es in Rußland eine Offiziersverschwörung geben, wenn die Implosion des Imperiums als Demütigung, als Niederlage empfunden würde. (...) Die Rache aber werde die Vereinigten Staaten in etwa 40 Jahren unvorbereitet treffen. Man werde in den USA das Jahr 1991 vergessen haben, wenn die Saat der Racheschwüre des heutigen Tages ans Licht trete." (Zitat nach Alexander Kluge, Russlandkontainer, Berlin 2020, Seite 187 f.) So ist es gekommen, zwar nicht 40 Jahre später, sondern 9 Jahre früher als vorhergesehen. Die NATO-Osterweiterung wurde wohl als eine solche Demütigung empfunden, so dass die von Russland befürchtete Aufnahme der Ukraine in die NATO (mutmaßlich) Anlass der Angriffskrieges war. Auch wenn es dem moralischen Empfinden widersprechen mag, sollte eine Verhandlungslösung gefunden werden, die jeder Kriegspartei die Möglichkeit bietet, sich in irgendeiner Form als Sieger zu fühlen, zumindest jedoch nicht als Verlierer gebrandmarkt zu werden. Ansonsten wird sich in einigen Jahrzehnten alles wiederholen.

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Gedanken zum April 2022

Regenbogen

Als Kontrast zu den fürchterlichen Ereignissen in der Ukraine mal zur Abwechslung etwas Schönes: Ein ziemlich perfekter Regenbogen.

Regenbogen

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Gedanken zum März 2022

Generationengerechtigkeit

Wenn Greta Thunberg beim UN-Klimagipfel am 23. September 2019 in New York behauptet, ihr sei die Jugend gestohlen worden, wirkt dies im Angesicht des Leids der Kinder in Syrien und jetzt auch in der Ukraine oder des Grauens, dem unsere Eltern und Großeltern im zweiten Weltkrieg ausgesetzt waren, aus meiner Sicht eher peinlich.

Wenn das Verfassungsgericht im April 2021 festlegt, dass die jüngere Generation einen Anspruch darauf hat, die Lasten des Klimawandels nicht allein zu tragen, klingt das natürlich super und gerecht und ist es sicherlich auch. Nur wurde dabei offenbar vergessen, wie die Zustände in Europa vor drei Generationen gewesen sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass damals jemand jemals einen Rechtsanspruch auf ein besseres Leben geltend gemacht hätte. Jede Generation hat für sich selbst die Welt zu verbessern, die Schuld bei der Generation der Eltern zu suchen, ist schlicht zu einfach. Vor allem ist in den letzten Jahrzehnten nichts schlechter geworden, wenn man einmal von der zunehmenden sozialen Ungleichheit absieht. Wir sind - ganz im Gegenteil - zu Dank gegenüber unseren Vorfahren, die uns eine nie dagewesene Qualität unserer eigenen Jugend ermöglicht haben, verpflichtet.

Generationengerechtigkeit

Zur Generationengerechtigkeit

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Gedanken zum Februar 2022

Das Gespenst der Triage

Das, was in der Notfallmedizin gang und gäbe ist, nämlich die Triage, soll auch auf die Coronapandemie angewendet werden. Der entscheidende Unterschied ist jedoch, dass im ersten Fall unter Umstände eine sofortige Entscheidung erforderlich ist, während für den zweiten Fall bereits vorab präventiv Maßnahmen getroffen werden könnten. So stünden bereits jetzt folgende Optionen zur Verfügung:

Man könnte argumentieren, dass derartige Zwangsverpflichtungen nicht zumutbar sind. Andererseits wird behauptet, dass Corona einem nationalen Notstand gleichkommt. Dann sind aber auch entsprechende Maßnahmen gerechtfertigt, zumal die Freiheitsbeschränkungen von vielen Millionen Menschen gegen die von vielleicht wenigen Tausenden zwangsverplichteten Helfern aufgewogen werden können.

Das Entscheidende ist jedoch: Wenn vorab die Möglichkeit einer Triage gegeben ist und zugleich Maßnahmen zur Vermeidung zur Verfügung stehen, jedoch nur gemahnt und gedroht wird, aber nichts getan wird, müsste dies als unterlassene Hilfeleistung gelten.

Da ich mir nicht vorstellen kann, dass sich politische Entscheidungsträger vorsätzlich strafbar machen, erscheint es mir so als ob hier lediglich das Gespenst einer Triage an die Wand gemalt werden soll, um Angst zu verbreiten, mit dem Ziel, unpopuläre und einfach zu entscheidende Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen durchzusetzen.

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Gedanken zum Januar 2022

Zur Entstehung des Geistes aus Nichts und Licht

GEIST ENTSTEHT, WENN STRUKTUR SICH SELBST BEDEUTUNG ZUWEIST.

Wie lässt sich die These: "Geist entsteht, wenn Struktur sich selbst Bedeutung zuweist." denken?

Nehmen wir an, wir hätten nichts, wir befänden uns am Beginn der Schöpfung. Dann könnten wir den Bibelspruch: "Und es ward Licht!" anwenden.

Nehmen wir an, wir hätten eine Physik, die - statt immer mehr Teilchen zu finden - die Welt auf immer weniger Elemente reduzieren würde, wobei sich diese idealerweise als Dichotomien wie Materie/Antimaterie oder Teilchen/Welle oder Energie/Materie oder Elektron/Positron oder Nichts/Licht denken ließen. Dann könnten wir schließlich - im Sinne einer Grenzwertbetrachtung - alles aus Nichts und Licht ableiten, wenn Nichts und Licht als Metapher für diese Dichotomien stünde.

Mit Hilfe von Religion und Wissenschaft könnten wir uns auf diese Weise das Universum bestehend aus Nichts und Licht vorstellen.

Doch wie kommt dann der Geist in die Welt?

Zunächst stehen Nichts und Licht - wie in der Abbildung links - unstrukturiert nebeneinander. Gleichzeitig zeigt die Abbildung rechts, dass sich im Unstrukturierten eben doch eine Struktur verbirgt. Diese Struktur in der Form des Binärsystems haben wir Menschen erschaffen. Weil wir Menschen aber erst das Resultat sind, müssen wir, wenn wir aber das Universum bestehend aus Nichts und Licht erklären wollen, argumentativ ohne uns selbst als Urheber auskommmen.

So haben wir nur Nichts und Licht sowie dessen unstrukturiertes Nebeneinander. Das Unstrukturierte kann folglich nur durch den Bezug auf sich selbst zur Struktur werden. Wenn man der Struktur nun wiederum Bedeutung zuweist, entsteht Geist. Da wir aber nichts haben, was diesen Vorgang vermittelt, kann sich nur die Struktur selbst Bedeutung zuweisen - im Sinne einer Selbstreferenz. Daher können wir nun letztlich behaupten: "Geist entsteht, wenn Struktur sich selbst Bedeutung zuweist."

In meinen früheren Ausführungen habe ich von Bewusstsein statt Geist gesprochen. Da der Geist nicht nur auf das Körperliche bezogen sein muss, ist seine Bedeutung weit umfassender als das des Bewusstseins.


Licht ohne und mit Struktur

links: Licht ohne Struktur - rechts: Struktur mit Bedeutung

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