DER WELTGEIST

1. Ein Weltbild in sieben Ebenen und
2. Analysen zu einem Wandel in der Wirtschaftspolitik
 

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1. HJ
Thema
2. HJ
Thema
Jan.
Party- und Sauftourismus in Berlin
Jul.
Sommer in Greifswald
Feb.
Ein Abbild Buddhas
Aug.
USA und China: Anteile am globalen BIP
Mrz.
Definitionssetzungsmacht von Wahlmöglichkeiten
Sep.
Wirecard-Pleite
Apr.
Nicht jugendfreier Inhalt
Okt.
Pabst-Mohammed-Karikaturen
Mai
Corona-Absurditäten
Nov.
Jana aus Kassel und Sophie aus Forchtenberg
Jun.
Graureiher in Berlin
Dez.
Recht und Moral: Individualismus versus Kollektivismus
2024
(3) Datenkraken und Markt   (2) Ausblick auf 2100   (1) Die TOP-Milliardäre
2023
(12) Heute ist heut´   (11) Bildungskanon   (10) Weltregierung   (9) Grundlagen der Erkenntnis   (8) Schuld der anderen   (7) Abhängigkeiten   (6) Frieden und Gerechtigkeit   (5) Geist aus Nichts und Licht   (4) Sanktionen   (3) Selbstporträt   (2) Dialog mit einem Ballettdirektor   (1) Struktur und Bedeutung
2022
(12) Künstliche Kunst   (11) Erhabenes vor der Tür   (10) Ursachen der Inflation   (9) Den Kommenden zur Mahnung   (8) Farbenlehre   (7) Eine Seefahrt   (6) Weltgesellschaft   (5) Perspektiven für Europa   (4) Regenbogen   (3) Generationengerechtigkeit   (2) Gepenst der Triage   (1) Entstehung des Geistes
2021
(12) Weltraumtouristen   (11) Beihilfe zum Mord   (10) China in den Medien   (9) Richtig Gendern   (8) Facebook: Werbeverbot   (7) Leserbrief: Stille Post   (6) Gerechtigkeit   (5) Weltfinanzausgleich   (4) Lagerhaltung von Impfdosen   (3) Sterbealter mit Corona   (2) Organisationsversagen   (1) Antithesen
2019
(12) Unwissen versus Wissen   (11) Bilder zum WELTGEIST   (10) Buchempfehlung   (9) Reduzierung von Ungleichheit   (8) Neofeudalismus   (7) Raum im Wandel   (6) Hongkong im Wandel   (5) Pandas   (4) China und der Westen   (3) Deutsche Wohnen   (2) Digitaler Kommunismus   (1) Wahrnehmung
2018
(12) Nicht die Lüge ist das Problem   (11) Meinungsforschung mit Facebook   (10) Spektrallinien   (9) Flucht und Vertreibung   (8) Künstliche Dummheit   (7) Übersetzungsprogramme   (6) Durch das Universum   (5) Der Weltgeist im Wandel   (4) Dualismen   (3) Gut und Böse   (2) Es ward Licht   (1) Tweets
2017
(12) Konsumfest   (11) Populismus   (10) Zielkonflikte   (9) Klimawandel   (8) Umverteilung durch Rente   (7) Lebenserwartung   (6) Vermögenskrise   (5) Kapitalismus = kosmisches Prinzip   (4) Gesellschaftliche Verwerfungen   (3) Exportüberschuss   (2) Spektrallinien   (1) Nichts und Licht
2016
(12) Gute Führung schafft sich ab   (11) Rache der Ausgegrenzten   (10) Sexismus   (9) Umzug Lenins   (8) Arbeit als Strafe   (7) Vernunftwissenschaftler   (6) 100.000 Sozialarbeiter   (5) Wohnungsnot   (4) Demokratieindex für Kredite   (3) Verschiedenes   (2) Enteignung   (1) Realität und Vorstellung
2015
(12) Ausgrenzung   (11) Inflation durch Löhne   (10) Es wächst nichts mehr   (9) Modell zum Weltbild   (8) TTIP für Bildung   (7) Gott und das Böse   (6) Ursprung der Vernunft   (5) Licht und Götter   (4) Licht und Binärsystem   (3) Ursprung des Meinens   (2) Sittenwidrigkeiten   (1) Unchristlich vs ungläubig
2014
(12) Spekulationsblasen   (11) Happiness Engineers   (10) Plagiat   (9) Standford-Gefängnis   (8) Frauenfrage   (7) Gesellschaftliche Spielregeln   (6) Der weiße Mann   (5) Damen und Herren   (4) Moral des Kleinbürgers   (3) Missbrauch von Symbolen   (2) Sexualität   (1) Kapitalistisches Manifest
2013
(12) Das Universum   (11) Der Messias   (10) Fundstücke   (9) Ewiger Frieden   (8) Pyramid of Shit   (7) Nutzlosigkeit   (6) Ausbeutung von Männern   (5) Perspektivlosigkeit der Jugend   (4) Wissenschaften   (3) Kindsmörderin   (2) Arbeit/Verträge/PPP/Verzicht/Soldaten   (1) Gewohnheit
2012
(12) Unternehmenskrisen   (11) Weniger arbeiten   (10) Grundeinkommen   (9) Revolution   (8) Political Correctness   (7) Bundesschatzbriefe   (6) Betongold   (5) Hartz IV und Existenzminimum   (4) Kapitaldeckung   (3) Investitionen in Bildung   (2) Exzellenzförderung   (1) Schutz des Eigentums
2011
(12) Abfolge der Generationen   (11) Schuldenbremse   (10) Sammlung diverser Zitate   (9) Arthur Schopenhauer   (8) Gesellschaftlicher Zusammenhalt   (7) Finanzkrise   (6) Gleichberechtigung   (5) Energiewende   (4) Arbeitskräftemangel   (3) Bildungsinvestitionen   (2) Elite   (1) (Personal)führung
2010
(12) Personalauswahl   (11) spätrömische Dekadenz   (10) Nachhaltigkeit   (9) Gleichgewicht der Gier   (8) Arbeits- und Immobilienmarkt   (7) abnehmendes Wachstum - steigende Zinsen

Gedanken zum Dezember 2020

Recht und Moral: Individualismus versus Kollektivismus

Die Corona-Pandemie ist ein guter Anlass, die Balance zwischen Individualismus und Kollektivismus neu zu bestimmen.

Während der Pandemie wird plötzlich an den Gemeinsinn appelliert. In der Prä-Corona-Zeit war jedoch hauptsächlich Eigensinn angesagt: Wenig Staat, wenig Steuern, Ich-AG, Konkurrenz, Wettbewerb, Eigenvorsorge, Selbstverantwortung, etc. etc. Es ist in der Corona-Zeit ein Paradoxon, dass diejenigen, denen man sonst Solidarität verwehrt, nun solidarisch auch mit denen sein sollen, die Eigensinn predigen, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Plötzlich soll der Staat alles richten, was die Privatinitiative nicht leistet. Doch auch die staatlichen Anordnungen führen zu absurden Ansprüchen: Die einen klagen auf Schadensersatz, weil sie ihre Gaststätten schließen mussten, die anderen klagen, weil sie sich angesteckt haben, weil die Gaststätten nicht rechtzeitig geschlossen wurden.

In der westlichen Welt ist Individualismus der Maßstab für Recht und Moral, während Kollektivismus als Einschränkung der persönlichen Freiheit gilt. Dabei wird die Bedeutung der Gemeinschaft für das Individuum unterschätzt. Ohne soziale Kontakte wäre der Einzelne ein Nichts. Das gilt analog auch für die Wirtschaft, für das Verhältnis von Privatwirtschaft und Staat: Die gesamte Daseinsvorsorge bezüglich Wohnen, Energie- und Wasserversorgung, Kommunikation, Internet, öffentlicher Nah- und Fernverkehr, Bildung und Gesundheit ist ein bedeutender Produktionsfaktor für die Wirtschaft. Da das so ist, muss die allgemeine Daseinsvorsorge durch die öffentliche Hand sichergestellt sein; Privatisierung schadet der Gesellschaft, weil Staatseigentum meist zu billig verkauft wird, sich später Monopolpreise bilden, Erhaltungsinvestitionen unterbleiben und Cash abgezogen wird.

Es wäre also angebracht in der Post-Corona-Zeit wieder den Sinn für das Gemeinwohl in der Vordergrund zur rücken. Das geht jedoch nur, wenn alle am Wohlstand teilhaben können; das geht nur, wenn der Abstand zwischen Arm und Reich abnimmt; und das geht nur mit Hilfe einer vernünftigen sozialen Absicherung und angemessenen Löhnen in Verbindung mit einer deutlichen Steuererhöhung für die Reichen. Weder der Individualismus des Westens noch der Kollektivismus Chinas kann alleiniger Maßstab für die Unterscheidung zwischen Gut und Böse sein. Der Mensch setzt Recht und Moral, nicht ein Gott. Deshalb entscheidet jede Gesellschaft für sich, wo sie sich auf dem Kontinuum zwischen Individualismus und Kollektivismus einordnen möchte. Nur die Extreme auf beiden Seiten sind unzulässig: Zerstörerischer Egoismus und Negierung des Persönlichen durch das Kollektiv.

Als Nachtrag zur Corona-Politik der Bundesregierung eine Bemerkung zur Priorisierung bei der Impfung:

Bei jedem Flug erhält man als Sicherheitsanweisung den Hinweis, man möge sich als Helfer zuerst schützen. Bei der Corona- Impfung scheint dieser Grundsatz jedoch nicht zu gelten. Denn dann müssten zuerst alle Ärzte und Pfleger bei der Impfung berücksichtigt werden und erst danach die Menschen in der Risikogruppe der über 80jährigen. Aber die Entscheidungsträger scheinen lange nicht geflogen zu sein, so dass die Erinnerung an die Prinzipien bei der Menschenrettung offenbar verblasst ist.


EXKURSE:

HONGKONG wurde während des Ersten Opiumkriegs 1841 vom Vereinigten Königreich besetzt und durch den Vertrag von Nanking 1843 zur britischen Kronkolonie erklärt (Wikipedia). Indem die Briten es den Chinesen verwehrt haben, ihr Volk vor den verheerenden Folgen der Opiumsucht zu bewahren, haben sie sich schwere Schuld aufgeladen. Der koloniale Besitz von Hongkong durch Großbritannien (bis 1997) mag zwar mit Hilfe des Vertrags von Nanking durch das RECHT legitimiert sein, aber es hat mit MORAL nichts gemeinsam. Wenn man also heutzutage in der westlichen Welt China für die politische Einmischung in Hongkong kritisiert, sollte man auch die chinesische Erfahrung der Demütigung durch den Eingriff in die staatliche Souveränität durch den Westen (insbesondere durch Großbritannien und Frankreich) im 19. Jahrhundert bedenken.

Die KRIM wurde bereits Ende des 18. Jahrhunderts Teil des Russischen Kaiserreichs. 1954 wurde sie unter Chruschtschow an die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik angegliedert. Damit wurde staatsrechtlich gesehen die Verfassung der Russischen Föderation, die die territoriale Integrität des Vaterlandes zu wahren verpflichtete, verstoßen (sinngemäß nach Wikipedia). Somit wäre bereits der Besitz der Krim durch die Ukraine völkerrechtswidrig zustande gekommen. Die Besetzung der Krim durch Russland könnte man folglich legitimerweise als Wiederherstellung der völkerrechtskonformen Situation vor 1954 interpretieren, zumal es zu damaliger Zeit wohl nicht vorstellbar war, dass die Ukraine jemals unabhängig werden könnte. Insbesondere im Hinblick auf den russischen Flottenstützpunkt in Sewastopol, der in ukrainischer Hand für Russland völlig wertlos wäre, ist die russische Politik rational. Eine richtige Antwort auf die Frage nach RECHT und MORAL zu geben, ist daher prinzipiell nicht möglich. Die Antwort des Westens mit Sanktionen gegenüber Russland scheint daher Geopolitik zu sein.

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Gedanken zum November 2020

Jana aus Kassel und Sophie aus Forchtenberg

Wenn eine bis dahin unbekannte Jana aus Kassel auf einer Provinzbühne im Rahmen von Demonstrationen gegen die Corona-Politik der Bundesregierung kundtut, sich wie die Widerstandskämpferin Sophie Scholl im Dritten Reich zu fühlen, dann sollte das da bleiben, wo es hingehört, nämlich in die hinterste Provinz. Dass rechte Gruppen wie die sogenannten Querdenker im Umfeld der AfD so etwas für sich zu vereinnahmen versuchen, ist aufgrund des zugrunde liegenden zynischen Kalküls durchaus verständlich. Einem Millionenpublikum bekannt geworden ist das Video allerdings offenbar erst, nachdem es von den Massenmedien aufgegriffen wurde. So hat sich daraus ein medialer Shitstorm bzw. eine massive Empörungswelle entwickelt. Selbst der Außenminister Heiko Maas fühlte sich bemüßigt, dies zu kommentieren; der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein sieht darin sogar eine krude Verharmlosungen der Schoa. Das wäre sicherlich so, wenn ein erfahrener bundesweit bekannter Politiker sich derartig äußern würde - was in der Tat Anlass zur Sorge wäre.

Einem 22jährigen medial völlig unerfahrenem Menschen, der schon bei der geringsten Intervention aus dem Konzept kommt, sollte man aber zubilligen, sich persönlich austesten zu können, ohne dass es für ihn substanzielle Konsequenzen hat, wozu eine derartige öffentliche Zurschaustellung gehört. Wenn die Qualitätsmedien aber den Anspruch haben, eine Filterfunktion auszuüben, bleibt die Frage, was hier gefiltert wurde. Der Zielkonflikt der Medien zwischen qualitativer Auswahl von Inhalten und Big Business durch Empörung wurde zugunsten des Big Business entschieden - keine gute Wahl, wenn man sich als vierte Gewalt versteht.

Meine erste spontane Reaktion war Belustigung, auch wenn es auf den zweiten Blick überhaupt nicht lustig ist, zu sehen, wie wenig im Geschichtsunterricht anscheinend gelehrt wird. Es kann aber auch sein, dass der Widerstand im Dritten Reich doch behandelt wurde, aber bei den Schülern emotional nichts verinnerlicht wird. Wie dem auch sei, ich empfehle mehr Humor und Gelassenheit. Weniger gelassen bin ich jedoch bei der Aussage von Greta Thunberg, die glaubt, ihr sei ihre Jugend gestohlen worden. Wenn irgendjemandem die Jugend gestohlen wurde, dann die der Kriegsgeneration oder heutzutage die der Kinder bspw. in Syrien, definitiv nicht die von Greta Thunberg.

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Gedanken zum Oktober 2020

Pabst-Mohammed-Karikaturen

Was darf Satire? Viel!

Wenn heutzutage viele Muslime angesichts der Mohammed-Karikaturen der Zeitschrift Charlie Hebdo erzürnt sind, so muss man, wenn man sich darüber wundert, aber auch bedenken, dass viele Katholiken beispielsweise über die Pabst-Karikatur von Titanic im Jahr 2012 ebenfalls nicht belustigt waren. So ging damals der Pabst gegen Titanic aufgrund vermeintlicher Verletzungen seiner Persönlichkeitsrechte juristisch vor. Die öffentlichen Reaktionen waren recht deutlich: "Jemandem, der so handle, müsste man die Lizenz zum Schreiben entziehen.", "Titanic überschreite jedes Maß an Zumutbarem.", "Die Gestaltung des Covers zum Papst ist ekelerregend und menschenverachtend.", "Es wird das soziale Klima fördern, wenn Blasphemie wieder gefährlich wird.", so sinngemäß einige Zitate aus diversen Quellen im Internt zum Thema aus dem Jahr 2012. Dass Blasphemie wieder gefährlich wird, hat sich tragischerweise einige Jahre später bestätigt, auch wenn man dem Autor zugute halten mag, nicht Mord und Totschlag im Sinn gehabt zu haben.

Nachgeben und auf Satire zu verzichten sollte keine Antwort sein, zumal sich zwei Rechtsgüter gegenüber stehen: Wenn der Glaube so fest mit der Identität eines Menschen verbunden ist, dass Blasphemie von einigen Menschen als tiefe Beleidigung empfunden wird, könnte man das als Verletzung der persönlichen Identität und damit als Verletzung der Persönlichkeitsrechte ansehen. In einem säkulären Staat ist andererseits die kritische Auseinandersetzung mit der Religion prinzipiell möglich und im Rahmen der Presse- und Meinungsfreiheit gesetzlich geschützt. Persönlichkeitsrechte und Meinungsfreiheit sind gegeneinander abzuwiegen.

Die Konsequenz daraus sollte ein angemessenes Maß an Zurückhaltung sein. Solche Art der Satire sollte für einfach gestrickte Geister oder humorlose Menschen deutlich als Satire gekennzeichnet sein. Man sollte die Veröffentlichung zudem auf Medien mit relativ begrenzter Reichweite wie Titanic (Auflage 100.000) oder Charlie Hebdo (Auflage 60.000) beschränken oder anderenfalls die Rubrik "Verschiedenes" nutzen. Tatsache ist auch, dass dadurch - wie geschehen - kein Anschlag verhindert wird, wenn nach Anlässen jeglicher Art nur genau genug gesucht wird. Gläubige Menschen benötigen Gelassenheit gegenüber den Phantasien der Ungläubigen, Satiriker sollten sich nicht deutlich über ihre Zielgruppe hinaus bewegen, selbst wenn dadurch nicht vermieden werden kann, millionenfach zitiert zu werden. Für echte Fußballfans ist Fußball übrigens auch kein Spiel sondern bitterer Ernst.

Provokationen jeder Art rechtfertigen niemals Gewalt und Mord.

Pabst-Mohammed-Karikaturen

Beispiele für Pabst-Mohammed-Karikaturen

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Gedanken zum September 2020

Staatliche Haftung für die Wirecard-Pleite

Der mutmaßliche Betrug des Wirecard-Vorstands Jan Marsalek war nicht klug. Die Schadenssumme in Milliardenhöhe dürfte zwar für ein sorgenfreies Leben bis an das Ende aller Tage reichen, es ist aber auch ein Betrag, für den es sich lohnt, Söldner um die ganze Welt zu schicken. Nordkorea wäre für ihn vielleicht das einzig sichere Land, sofern das Regime sich mit ihm versteht. Folglich wird man Marsalek über kurz oder lang finden.

Was den Ersatz des Schadens angeht, schüren die Aktionäre die größte mediale Aufmerksamkeit. Sie konzentrieren sich insbesondere auf die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und die Staatshaftung über die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Sich selbst in der Verantwortung zu sehen, passt wohl nicht in das Selbstbild der Aktionäre.

Da die Prüfer von EY zwar die Jahresabschlüsse testiert haben, zuvor aber zumindest in den Fußnoten auf Probleme hingeweisen haben, dürfte vorsätzliches Handeln auszuschließen sein. Doch bei Fahrlässigkeit haften Wirtschaftsprüfungsgesellschaften grundsätzlich nur bis zu einer Schadenssumme von vier Millionen Euro. Schadensersatz in nennenswerte Höhe ist von den Prüfern also nicht zu erwarten.

Nahezu unbegrenzt haften könnte jedoch der Staat. Diejenigen, die sonst meinen, es gäbe zuviel Staat, entdecken ihn nun als potenzielle Quelle zur Kompensation ihrer finanziellen Verluste. Der Staat soll aufgrund etwaiger Pflichtverletzungen der Bafin haften. Detailanalysen, ob tatsächlich Fehler gemacht wurden, sind an dieser Stelle nicht relevant. Schließlich ist die Polizei auch nicht Schuld, wenn jemand bei Rot über die Straße geht. Falls dadurch ein Unfall verursacht würde, käme keiner auf die Idee, die Polizei für die Schäden haftbar zu machen, wenn beim Schadensverursacher nichts zu holen ist. So wie die Polizei nicht überall kontrollieren kann, so kann Gleiches nicht von der Bafin verlangt werden. Aufgrund der Analogie zwischen Bafin und Polizei dürfte eine Staatshaftung bezüglich des von Wirecard verursachten Schadens ausgeschlossen sein.

Doch was ist mit der Verantwortung der Aktionäre selbst? Die Anteilseigner wählen den Aufsichtsrat. Der Aufsichtsrat ist dem Namen nach für die Aufsicht verantwortlich. Unter Aufsicht ist zu verstehen, dass darauf geachtet wird, Vorschriften einzuhalten. Dazu gehört, eine ordnungsgemäße Buchführung sicherzustellen. Das hat der Aufsichtsrat offensichtlich nicht getan. Folglich ist der Aufsichtsrat mitverantwortlich durch Unterlassen. Das Unterlassen ist wiederum ein Zeichen von Inkompetenz. Die Aktionäre haben somit unfähige Menschen in den Aufsichtsrat gewählt. Die Aktionäre sind selbst Schuld.

Weiterhin beklagen die Aktionäre, dass die Risiken nicht im Geschäftsbericht benannt wurden. Doch es wäre absurd anzunehmen, dass, wer mit Aktien handelt, nicht auch allgemeine Wirtschaftsnachrichten liest. Die Financial Times hat bereits ab 2015 über Unregelmäßigkeiten bei Wirecard berichtet. Solche Berichte beim Handel mit Wirecard-Aktien nicht zu berücksichtigen, zeugt von unglaublicher Dummheit und Naivität.

Nochmals: Die Aktionäre sind selbst Schuld. Jedes Kind weiß, dass man mit Aktien alles verlieren kann.

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Gedanken zum August 2020

USA und China: Anteile am globalen BIP

Innerhalb einer Generation steigert China seinen Anteil am kaufkraftbereinigten globalen Bruttoinlandsprodukt um fast das Dreifache - von 7,3% im Jahr 2000 auf prognostizierte 20,6% im Jahr 2025. Dem gegenüber steht ein langsamer aber kontinuierlicher Bedeutungsverlust der Vereinigten Staaten um mehr als 5% im gleichen Zeitraum. Sicherlich wird sich die Entwicklung nicht linear fortschreiben, da auch das chinesische Wachstum mit zunehmenden Bruttoinlandsprodukt abnehmen wird. Dennoch scheint Chinas Aufstieg nachhaltig zu sein: Im Jahr 2019 liegt die Staatsschuldenquote Chinas bei 56%, die der USA bei 106%; der Handelsbilanzüberschuss Chinas liegt bei 420 Mrd. USD, das Defizit der USA bei 920 Mrd USD; die Währungsreserven Chinas betragen 3.100 Mrd. USD, die der USA ca. 100 Mrd. USD; die Rüstungsausgaben Chinas betragen 261 Mrd. USD, die der USA 733 Mrd. USD; China hat hunderten von Millionen Menschen den Aufstieg in die Mittelschicht ermöglicht, die USA bestehen zunehmend aus verelendeten Rust Belts; China schließt internationale Vereinbarungen (RCEP), während die USA diese kündigen (WHO, Atomabkommen mit Iran, Pariser Klimaabkommen).

Trumps irrlichternder und erratischer Führungsstil ist Folge des amerikanischen Abstiegskampfes. Xi Jinpings stoisches Selbstbewusstsein hingegen kann China zu historischer Größe zurückführen. Aufgrund der wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse zwischen China und dem Westen ist es eine Illusion zu glauben, China als Systemkonkurrenten behandeln zu können. Es ist doch bekannt, dass Protektionismus letztlich allen schadet, wobei China als Werkbank des Westens mit seinen bildungsaffinen Menschen wohl langfristig am längeren Hebel sitzt. Die moralische Selbstgerechtigkeit des Westens mag zwar teilweise sogar begründet sein, doch auf internationaler Ebene ist das Vertreten pragmatischer Interessen eher zielführend. Deshalb sollte der Westen mit China konstruktiv zusammenarbeiten.

Anteile am globalen BIP

China und USA im Vergleich

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Gedanken zum Juli 2020

Sommer in Greifswald

Der Corona-Sommer hat doch wenigstens einen Vorteil: Wer beruflich beispielsweise an der Ostsee tätig sein darf, profitiert vom eingeschränkten Tourismus und kann sich Dank der langen Abende folglich mehr von der Natur inspirieren lassen, wenn man nicht gerade bei der Arbeit ist.

Greifswald

Greifswald, Ortsteil Wieck, Ausblick

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Gedanken zum Juni 2020

Graureiher in Berlin

Graureiher am Engelbecken in Berlin

Graureiher am Engelbecken in Berlin

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Gedanken zum Mai 2020

Corona-Absurditäten

Die Corona-Pandemie hat noch andere Nebenwirkungen als den vorübergehenden Niedergang der Wirtschaft. Sie beeinträchtigt offenbar auch das Denkvermögen unserer sogenannten Eliten:

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Gedanken zum April 2020

Nicht jugendfreier Inhalt

Auf der Suche nach kostenlosen Bildern zum Thema Berlin bei pixabay.com bin ich auf als nicht jugendfrei gekennzeichnete Inhalt gestoßen. Von der Neugierde getrieben, was Berlin denn als Sündenpfuhl so zu bieten hat, habe ich es gewagt, das Geheimnis zu lüften: Es ist zum einen die Rückenansicht einer Reiterstatue und zum anderen die Statue eines nackten Mannes mit Pferd. Vor so etwas muss unsere Jugend natürlich unbedingt bewahrt werden. Man muss nur hoffen, dass niemand auf die Idee kommt (und diese öffentlich äußert), das Coranavirus sei die Strafe Gottes für solche Ungeheuerlichkeiten.

Fazit: Es darf nicht zugelassen werden, dass sich die Anwendung derartiger zugrundeliegender Algorithmen in großem Stil durchsetzt. Dieses Beispiel mag zwar relativ harmlos sein. Doch solche Filter können maßgeblich die Meinungsfreiheit und Demokratie untergraben oder in falschen Händen diktatorische Regime festigen.

Jugendfreier Inhalt 1

Nicht jugendfrei? Aha!

Jugendfreier Inhalt 2

Nicht jugendfrei? So so!

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Gedanken zum März 2020

Unfreiheit durch Definitionssetzungsmacht von Wahlmöglichkeiten

"Führt der technologische Fortschritt in der Zukunft zu einer neuen Art von Diktatur, gegen die sich niemand mehr wehren kann? Das ist durchaus denkbar, falls es Menschen gibt, die das wollen. Die Menschheit wünscht z. B. Technik, die jeder Person 'umfassenden' Komfort bietet, sie akzeptiert daher, dass die technischen Systeme die Informationen jedes Menschen sammeln und überwachen. Gleichgültig, wohin ein Mensch sich begibt, erfasssen Perzeptoren in Realzeit sämtliche Informationen einer Person und liefern ihr sämtliche 'nützlichen Informationen'. Die Systeme bieten für jedermann einen Top-Service, aber man gerät möglicherweise durch diesen technischen Rundum-Service in eine unauflösbare Abhängigkeit, ähnlich einer Drogenabhängigkeit (das Internet und die Mobiltelefone schafen bereits jetzt eine neue Art der Sucht). Der Rundum-Service liefert scheinbar ein Höchstmaß an Wahlfreiheit und Gleichheit, aber zugleich manipuliert er Leben und Denken jedes Menschen. Es handelt sich um eine völlig neue Form von Diktatur, umgesetzt mittelt Lieferung von Freiheit und Gleichheit. Das erscheint paradox: Alle Menschen sind frei und gleich, aber zugleich sind alle 'freien Wahloptionen' durch den Rundum-Service definiert und vorgegeben, die Freiheit verliert dadurch jegliche Kreativität. Es könnte sich um eine neue, äußerst bequeme Form von Diktatur handeln, sie liefert jedermann den gewünschten und unverzichtbaren Top-Service, was bedeuten würde, Freiheit und Demokratie führen zum Erfolg der neuen Form einer künftigen Diktatur." (Zhao Tingyang: Alles unter dem Himmel, Vergangenheit und Zukunft der Weltordnung, Berlin 2020, S. 217)

Soweit der Gegenentwurf zum Fortschrittsoptimimus durch die Technik. Wenn es den Internet- und Social-Media-Konzernen tatsächlich gelingen sollte, Wahlmöglichkeiten vorzugeben und dahingehend einzuschränken, dass eine Vielzahl von Lösungsmöglichkeiten und Gesellschaftskonzepten im politischen Willensbildungsprozess gar nicht erst in Erwägung gezogen werden können, wäre die Demokratie in ihrem eigentlichen Verständnis abgeschafft. Ich bin überzeugt, dass sich etwaige Alternativen von Internetdienstleistern generiert als Pseudowahlmöglichkeiten, die letztlich keine echte Wahl bieten, herausstellen werden.

Müssen das Internet und deren Dienstleister wie bspw. die Social-Media-Konzerne und Softwareunternehmen vergesellschaftet werden, um die Demokratie zu retten? Möglicherweise ja.

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Gedanken zum Februar 2020

Ein Abbild Buddhas

Als Kontrast zum Berliner Party- und Sauftourismus habe ich im National Museum in Chengdu (China) einen wunderschön ausgeleuchteten Kopf von Buddha gefunden. In der Ruhe liegt die Kraft, nicht in der Oberflächlichkeit des Berliner Partylebens.

Buddha

Ein besonders schönes Fundstück Buddhas im National Museum in Chengdu (China)

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Gedanken zum Januar 2020

Party- und Sauftourismus in Berlin

Der Tourismus in Berlin hat sich in den letzten 25 Jahren fantastisch entwickelt, wenn man das ökonomische Prinzip, wonach mehr gleich besser ist, zugrundelegt. 1995 gab es weniger als 8 Millionen Übernachtungen, während es 2019 bereits mehr als 34 Millionen waren - das ist mehr als das Vierfache. Ein Großteil der Besucher ist sicherlich kulturell interessiert und verhält sich sozial angemessen. Auf der anderen ist der Party- und Sauftourismus nach meinem subjektivem Gefühl überproportional gestiegen. Leute, die sich mit Sicherheit zu Hause benehmen können, lassen als Touristen sämtliche Hemmungen fallen, ziehen Nachts betrunken und lärmend - ohne Rücksicht auf die Nachbarn - durch die bewohnten Straßen. Befördert wird dieser Trend durch die im international Vergleich niedrigen Preise in Berlin und die zahlreichen Späties, die neuerdings in ihrer modernen Form fast schon kleinen Supermärkten ähneln. Und wenn es zu Konflikten mit den Nachbarn kommt, schlagen einige Politiker allen Ernstes vor, einen Dialog mit den Touristen zu führen. Doch es ist unrealistisch einfach nur zu reden, wenn jeden Tag neue Gäste kommen, ohne dass ein Ende absehbar ist. Bhutan und die Galapagos Inseln machen es richtig, sie beschränken den Tourismus. Bhutan beispielsweise fordert eine Tourismusgebühr von 250 $ pro Person und Tag - wäre das nicht etwas für Berlin?

Wenn Berlin neben dem Party- und Sauftourismus wenigstens noch andere Stärken hätte. Doch auch hier Fehlanzeige. Der Flughafen Schönefeld wird mit fast einem Jahrzehnt Verspätung fertiggestellt (immerhin), der Wohnungsbau - vom Luxussegment einmal abgesehen - findet für die Unter- und Mittelschicht praktisch nicht statt, Investitionen in neue U-Bahn- und S-Bahnlinien unterbleiben, die Verwaltung ist offensichtlich noch immer unterbelichtet (Termine für Reisepässe erfordern mehrere Monate Vorlauf), usw. usf.

Im Jahr 2010 wurde die Mehrwertsteuer für Hotels von 19% auf 7% reduziert, um den Tourismus zu fördern. Doch der Tourismus ist schon vorher deutlich gewachsen, in der Grafik ist keinerlei Effekt erkennbar. Es gab folglich keinen objektiven Grund für die Maßnahmen - es kann nur billige Klientelpolitik gewesen sein. Erstaunlich ist, dass die Frage nach der Finanzierung in diesem Fall nicht gestellt wurde, jedoch komischerweise ausgerechnet vor der Einführung der Lebensleistungsrente. Hier nun die Antwort: Die Lebensleistungsrente kann durch die Rückgängigmachung der Reduzierung der Mehrwertsteuer für Hoteliers finanziert werden.

Übernachtungen in Berlin in Millionen

Datenbasis gemäß Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Lange Reihe, 2019 vom Verfasser geschätzt

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