1. Ein Weltbild in sieben Ebenen und
2. Analysen zu einem Wandel in der Wirtschaftspolitik
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Gedanken zum Dezember 2023
Heute ist heut´
Das Jahr, das insbesondere durch den Ukrainekrieg, den Nahostkrieg in Israel und den Taiwankonflikt geprägt ist, möge enden mit der - zumindest auf einen ziemlich kurzen Zeitraum bezogenen - Zuversicht des Verses aus dem Studentenlied "Heute ist heut´" von Rudolph Baumbach (1840 - 1905):
Wer weiss, ob nicht die Welt
Morgen in Schutt zerfällt;
Wenn sie nur heut noch hält.
Heute ist heut´.
Manchem mag angesichts der weltweiten Krisen die Lust am Feiern vergangen sein, zumal es an den Fehlern von gestern liegt, wenn morgen die Welt in Schutt zerfallen sollte. Dennoch sei gesagt: Vielleicht ist die Einstellung, die diesem Vers zugrundeliegt, dennoch nicht die Schlechteste, um ein erfülltes Leben führen zu können. Die Zuversicht besteht darin, dass die Welt eben zumindest heute noch hält, was wiederum besser als nichts ist und mehrere Handlungsoptionen beinhaltet:
Wir können uns am Hier und Jetzt erfreuen, wir können einen Apfelbaum pflanzen, wir können uns aber auch die Fehler von gestern verzeihen, wir können unsere persönlichen Einstellungen gegenüber der Schöpfung verändern, wir können unsere Erkenntnisgewinnung vorantreiben, wir können das praktische Handeln anpassen - und so weiter und so fort. Wir - die Übriggebliebenen vergangener Katastrophen - haben folglich neben der Resignation immer noch Optionen.
Auch wenn uns unsere heutige Einsicht doch nicht mehr selbst helfen sollte, hilft sie vielleicht den Übrigbleibenden des morgigen Untergangs. Diese werden dann auf unsere Grabmäler zu unseren Ehren schreiben:
"DEN KOMMENDEN ZUR MAHNUNG!"
Gedanken zum November 2023
Internationaler Bildungskanon
Wir können leider nicht verhindern, dass jemand Präsident der Vereinigten Staaten wird, der keine Bücher liest und keine Auslandserfahrungen hat, oder jemand in Deutschland Mitglied der Bundesregierung wird, der keine Ausbildung abgeschlossen hat. Aufgrund der zunehmenden Komplexität der Welt in Verbindung mit den damit einhergehenden Risiken einer positiven bzw. katastrophalen Aufschaukelung der gesellschaftlichen Probleme ist es jedoch unbedingt erforderlich, dass die entscheidungsrelevanten internationalen Gremien mit kompetenten und urteilsfähigen Menschen besetzt sind. Auf die Erziehung und Selbstformung des Menschen zum Übermenschen können wir nicht warten, diese werden in der Gegenwart und nicht erst in ferner Zukunft benötigt. Der Bildungskanon - der als unabdingbarer Bildungskern einer Kultur erachtete Wissensbestand - ist zwar erstrebenswert für den Spießbürger, garantiert aber längst nicht eine hinreichende Urteilsfähigkeit und verhindert schon gar nicht das Abgleiten in extremistisches und destruktives Gedankengut - so waren damals beispielweise auch viele Nationalsozialisten und sogar Kriegsverbrecher in der Lage, Gedichte von Goethe und Schiller auswendig aufzusagen.
Es besteht folglich ein Bedarf von herausragenden Weltbürgern, die dem nationalen und kontinentalen Muff entwachsen.
Natürlich setzt dies selbstverständlich zunächst eine hinreichende Allgemeinbildung sowie Kenntnisse und Natur- und Geisteswissenschaften voraus, die im Rahmen der Schulfächer Deutsch bzw. Muttersprache, Fremdsprache, Mathematik, Biologie, Geographie, Physik, Chemie, Biologie, Geschichte, Musik und Kunst, Religion und Philosophie bzw. Ethik sowie Gesellschaftskunde und anderes unterrichtet werden. Auch die Beschäftigung mit Architektur, bildender Kunst, Design und Handwerk, Film, Literatur, Musik, darstellender Kunst und vieles mehr ist unverzichtbar. Hier dominiert jedoch - wahrscheinlich aus Kapazitätsgründen - maßgeblich die deutsche Perspektive, vielleicht gerade so noch die europäische. Ohne einen internationalen Bezug ist es jedoch unmöglich, gedanklich einen Perspektivenwechsel vorzunehmen, um sich in die Bedürfnisse der Menschen und Interessen der Nationen auf anderen Kontinenten hineinzuversetzen, was letztlich eine Grundvoraussetzung für die Erarbeitung eines Interessenausgleichs der internationalen Konflikte ist. Hierzu gehört der Konsum internationaler Medien, die Beschäftigung mit der Geschichte aus der Perspektive anderer Länder, das Lesen von Büchern von fremdsprachigen Autoren, der Besuch von Veranstaltungen internationaler Kultur - die Liste ließe sich bis in das Unendliche fortsetzen. Als Nebenbemerkung sei gesagt: Ich persönlich kann niemanden ernst nehmen, der sich zur Elite zählt und als Deutscher noch nie etwas von Leuten wie Pankaj Mishra gehört oder sich noch nie mit dem chinesischen Denken der Gegenwart beschäftigt hat.
Neben den oben genannten Basics gehören zum Kosmopoliten auf theoretischer Ebene eine interdisziplinäre Ausbildung angereichert um handwerkliche Praktika, auf praktischer Ebene mehrdimensionale Berufserfahrungen in unterschiedlichen Funktionen, Hierarchieebenen und Branchen und auf persönlicher Ebene internationale und interkulturelle Erfahrungen und Kontakte.
Doch selbst das ist nicht genug, wenn Methodenkompetenz und Urteilsfähigkeit fehlen. Methodenkompetenz kann man vielleicht über die Systetechnik hinsichtlich der Analyse und des Entwurfs komplexer Systeme noch lernen, Urteilsfähigkeit, die zur Weisheit gehört, jedoch nicht. Urteilsfähigkeit wird jedoch sichtbar und beweist derjenige, der neben der Aneinanderreihung und Kombination von Fakten in wissenschaftlichen Arbeit in der Lage ist, ohne fremde Aufgabenstellungen und ohne institutionelle Einbindung aus sich selbst heraus ein umfassendes und komplexes Werk, das die gesamte Schöpfung umfasst, hervorzubringen.
Was ist nötig, um solche Persönlichkeiten von Weltformat zu entwickeln? In erster Linie Mittelmaß; und zwar Mittelmaß idealerweise für alle. Viele Menschen dumm zu halten und eine Elitenbildung für wenige zu betreiben, wird alleine daran scheitern, dass eine solche Elite weder verstanden wird und noch demokratisch legitimiert ist. Darüber hinaus ist nicht garantiert, dass diese nicht lediglich ihre Eigeninteressen vertreten und das Gemeinwohl vernachlässigen. Innerhalb des Mittelmaßes nun werden gute Lehrer, denen ein hoher sozialer Status zuzubilligen ist, benötigt. Dann bedarf es erstklassige Lehrer der Lehrer bzw. Professoren. Die nächste Stufe wären die Lehrer der Lehrer der Lehrer bzw. die Lehrer der Professoren. Doch in dieses Übermaß kann man sich nicht passiv hineinziehen lassen, sondern kann sich ausschließlich aktiv aus sich selbst heraus dorthin hocharbeiten. Es gibt solche Menschen, man muss sie nur finden.
Gedanken zum Oktober 2023
Maßnahmen einer Weltregierung
Da der Mensch nur in der Gemeinschaft existieren kann, ist ihm nach meinem Dafürhalten das Bedürfnis angeboren, sich auch für das Gemeinwohl zu engagieren. Aus dieser These resultieren drei Alternativen:
- Ein übersteigerter Stolz auf die Nation kann zum Nationalismus führen, der - wie im Dritten Reich geschehen - für entsetzliche Verbrechen missbraucht werden kann.
- Die Gemeinwohlorientierung kann durch die Fokussierung auf den Neoliberalismus den Menschen aber auch abtrainiert werden, so dass der privaten Profitaneignung keine "unnötigen" Grenzen gesetzt sind.
- Die Bereitschaft, Ehrenämter auszuführen, Steuern und Abgaben zu zahlen, Regeln zu befolgen, Kulturarbeit zu leisten, einer Tätigkeit nachzugehen, den Mitmenschen zu helfen, etc., kann aber auch zur einem prosperierenden Gemeinwesen führen.
Das ziehen von Grenzen ist daher zunächst erforderlich, um die Rosinenpickerei zu unterbinden, was die Solidarität einer Gemeinschaft beeinträchtigt. Es muss aber möglich sein, sich die Zugehörigkeit zu verdienen. Das sollte die Voraussetzung für die Einbürgerung in einen Staat sein. Wer einem Verein beitreten will, muss sich schließlich auch dazu verpflichten, dem Vereinszweck zu dienen und einen Beitrag zu dessen Erhalt leisten.
Aufgrund der zunehmenden Globalisierung und Verpflechtung der Welt kann die Weltgemeinschaft den bereits bestehenden Gemeinschaften hinzugefügt werden. So haben wir auf der untersten Ebene der Gemeinschaften Gruppen / Dorfgemeinschaften / Clans / Familien / Vereine / Nachbarschaften / Vereine, dann folgen Landkreise/Regionen/Bundesländer auf regionaler Ebenen, gefolgt von Staaten / Nationen und schließlich Staatenbünde wie die EU oder die USA. Da Frieden und Wohlstand für die gesamte Menschheit und die Schöfung nur dann möglich ist, wenn sich die Menschen und Völker miteinander vertragen, müssen internationale Regeln für die Staaten festgelegt werden. Es gibt zwar zahlreiche internationale Organisationen und Vereinbarungen, diese reichen aber offenbar nicht aus, so dass nach wie vor an allgemeinen Prinzipien zum Umgang miteinander gefunden werden müssen.
Hier nun als Vorschlag einige Prinzipien und Maßnahmen einer Weltregierung:
- Es muss ein Weltfinanzausgleich geschaffen werden, um die größte Not der ärmsten Länder zu lindern und perspektivisch die Lebensverhältnisse weltweit anzugleichen.
- Die sozialen Netzwerke und die Plattformökonomie müssen mittelfristig sozialisiert bzw. enteignet werden, damit sich kein Profiteur als Schmarotzer zwischen Anbietern und Nachfragern einnisten kann.
- Jegliche Infrastruktur muss in öffentlicher Hand sein und bleiben, sie sollte gemeinwohlorientiert und nicht durch gewinnorientierte Monopole bereit gestellt werden.
- Die digitalen Nutzerdaten und sämtliche Auswertungen/Algorithmen zu Korrelationen müssen öffentlich zugänglich sein und dürfen nicht zur Manipulation des menschlichen Verhaltens durch internationale Konzerne verwendet werden.
- Individualistische - eher westlich orientierte - und kollektivistische - eher asiatisch orientierte - Menschenbilder haben unter den jeweiligen Umständen ihre Berechtigung und sollten nebeneinander bestehen können.
- Über die Vereinten Nationen sind internationale Vermögensabgaben und gesonderte Einkommenssteuern für Milliardäre, bei denen die Nationalstaaten überfordert sind, einzuführen.
- Bildung und Gesundheit müssen öffentliche Güter bleiben und dürfen insbesondere nicht durch die Digitalkonzerne privatisiert werden, da dies Tür und Tor für Meinungsmanipulation und nahezu unendliche Profite öffnen würde.
- Weltweite Infrastruktur darf nicht durch Digitalkonzerne monopolisiert werden - wie es bspw. durch die Starlink-Satelliten von SpaceX von Elon Musk möglich wäre.
- Auf internationaler Ebene sollte die Bereitstellung gesellschaftlicher Strukturen, die als Produktionsfaktoren angesehen werden können, durch internationle Vereinbarungen geregelt werden.
- Im Sinne der Ideen von Immanuel Kant darf es von außen keine Einmischung in die Angelegenheiten anderer Regierungen geben, nachhaltiger gesellschaftlicher Wandel - selbst in Nordkorea - kann nur von innen kommen.
- Blindwütige Rache darf nicht toleriert werden, auch wenn sie als Selbstverteidigung deklariert die Reaktion eines Opfers ist. Auch ein Opfer kann so sein Mitgefühl verwirken - nicht umsonst ist Selbstjustiz in unserem Rechtssystem nicht vorgesehen.
- Waffenlieferungen zur Abwehr eines Feindes sind selbst dann zu unterlassen, wenn er böse erscheint, da sie Verhandlungslösungen verschieben und Leid lediglich verlängern. Manchmal sind nur wenige Jahrzehnte erforderlich, bis sich das Recht wie von alleine durchsetzt (siehe Ungarnaufstand von 1956 mit ca. 3.000 Toten vs. Ukrainekrieg von 2022 bis 2024 mit über 100.000 Toten).
- Internationalisierung der Forschung für Computerchips und Raumfahrt ohne Länder aus politischen Gründen auszuschließen, um die Ressourcen des Planeten zu schonen.
- Bei Grenzstreitigkeiten zwischen Staaten sind die betreffenden Regionen unter internationale Verwaltung der Vereinten Nationen zu stellen, darüber hinaus sind Volksabstimmungen und Interessenausgleiche zu organisieren.
- Dort wo die Bündnis- oder Staatszugehörigkeit umstritten ist (Ukraine, Taiwan), ist der Status Quo einzufrieren - durch Verzicht auf Waffenlieferungen, Verzicht auf Bündniszusagen, Schaffung von Sicherheitsgarantien, Schaffung von Neutralität, etc.
- Schaffung eines international anerkannten Zielsystems zu Menschenrechten, Umweltstandards, Arbeits- und Sozialstandards, sowie Ressourcenverteilung - ohne Entwicklungsländer durch Überforderung von der Entwicklung abzuschneiden.
- Vorschlag eines internationalen Bildungskanons für die Eliten der Vereinten Nationen bestehend aus interdisziplinären Kenntnissen und multikulturellen Erfahrungen in Anlehnung an meine Gedanken zum November 2023.
- Und schließich als Anregung: Um das Lieferkettengesetz vom Verdacht des Protektionismus gegen Entwicklungsländer freizusprechen, sollten Beschaffungen nur von Unternehmen zulässig sein, die gewerkschaftlich gebunden und über Betriebsräte mitbestimmt sind sowie nachweisbar den engagierten Personenkreis nicht mit unfairen Rechtsstreitigkeiten überziehen.
Gedanken zum September 2023
Grundlagen der Erkenntnisgewinnung
Thema in diesem Monat sind die jeweils drei Bilder, die im Weltbild meines Werks DER WELTGEIST in die 1. Ebene (Binärsystem), die 3. Ebene (Wissenschaft), die 4. Ebenen (System der Wissenschaften) und die 6. Ebene (Weltgeist) einfließen. Diese bilden einen alternativen Einstieg in die jeweilige Ebene und werden als Beiwerk bezeichnet. Allerdings ergibt das Beiwerk auch ohne das Hauptwerk ein eigenständiges System aus Struktur, Vernunft, Erkenntnis und Wahrnehmung mit Wechselwirkungen zwischen den Bereichen - auch wenn es noch nicht vollständig ausgereift zu sein scheint.
Erkenntnis setzt Struktur, Vernunft und Wahrnehmung voraus:
Gedanken zum August 2023
Die Schuld der anderen
Eine Google-Suche über die Babyboomer im September ergibt folgende Treffer:
- WELT "Babyboomer sind die Verursacher, sie muss man belasten."
- TAZ "Die Boomer sind an allem schuld! Wohnungsmangel, Rentenkrise, Pflegenotstand: Die alternde Babyboomerin könnte sich den ganzen Tag schuldig fühlen. Tut sie aber nicht."
- Reatch "Die Babyboomer sind das Problem. Der Verursacher des Problems ist der Alte und nicht der Junge. ... Dem Vorbild Greta Thunbergs zu folgen (..) ist trotzdem (..) dumm."
- NZZ "Sind die Babyboomer an allem schuld? Seit einiger Zeit kommt ein weiterer Anklagepunkt dazu: Die Babyboomer gelten auch als Verursacher des Klimawandels."
- Finanzen 100 "Babyboomer müssen verzichten. Man muss den Babyboomern klar sagen: Sie sind selbst die Verursacher des Problems, das sie heute darstellen.
- Wikipedia "Anfang der 2010er Jahre wurden die Baby-Boomer in Deutschland vielfach als 'Verursacher eines bedrohlichen Szenarios' und 'Vorreiter einer vergreisenden Gesellschaft' gesehen." (Das 'Problem' ist - entgegen meiner Wahrnehmung - offenbar nicht neu.)
Es ist einfach und entlastend, den anderen die Schuld zu geben. Das eine mal sind es die Babyboomer, das andere mal die alten weißen Männer. Doch halt: Ein Großteil der einen Hälfte der Babyboomer ist weiß und männlich und gilt zwischenzeitlich als alt. Anderen die Schuld zu geben, führt letztlich nur zur Ausgrenzung und Diskriminierung, zum Gegenteil dessen, was eigentlich gewollt werden sollte. Die Unterteilung in "wir, die Guten" und "ihr, die Bösen" erzeugt nichts weiter als Hass und Verachtung. Die mangelnde Kompromissfähigkeit zwischen Republikanern und Demokraten der Vereinigten Staaten zum Schaden des Landes sollte ein mahnendes Beispiel für uns sein.
Es sei daran erinnert, dass aus den Babyboomern die Friedens-, Antiatomkraft- und Umweltbewegungen hervorgegangen sind. Der Bericht über die Grenzen des Wachstums stammt übrigens von Club of Rome aus dem Jahr 1972, nicht von der Lezten Generation oder Fridays for Future. Daran muss erinnert werden, bevor es ganz vergessen wird.
Nur ein gemeinsamer politischer Dialog unter gegenseitiger persönlicher Achtung löst die dringenden gesellschaftlichen Probleme. Gegenseitige Schuldzuweisungen und das Gekeife der Talkshows sind keine Lösung.
Gedanken zum Juli 2023
Abhängigkeiten
Der Begriff der deutschen Abhängigkeiten wird nach meinem Dafürhalten falsch verwendet oder falsch verstanden.
So ist oder war beispielsweise Deutschland nicht abhängig von russischem Gas im Speziellen sondern von Energielieferungen im Allgemeinen. Aus der damaligen Perspektive war es richtig, Verträge über günstige Gaslieferungen mit Russland zu schließen, zumal Deutschland nahezu gleichzeitig aus Kernenergie und Kohle aussteigen wollte und Gas, das zur Überbrückung dienen sollte, nur halb so schmutzig aber doppelt so flexibel ist wie Kohle. Weiter ließe sich fragen, warum wir von Energie aus dem Ausland abhängig sind: Weil der Lebensstandard der Mittel- und Oberschicht zu hoch ist, weil der Exportüberschuss unverhältnismäßig hoch ist, weil Energiesparmaßnahmen unzureichend umgesetzt werden, weil der Ausbau regenerativer Energien zu lange dauert?
Gleichermaßen ist Deutschland nicht abhängig von China im Speziellen sondern vom Exportüberschuss und internationalem Handel im Allgemeinen. Wenn die Risiken minimiert werden sollen, müssten bspw. Lieferketten doppelt ausgelegt werden. Das kostet und führt folglich zu Wettbewerbsnachteilen usw. usf. Analog zum Beispiel oben ist auch hier weiter zu fragen, warum die Wirtschaft vom Exportüberschuss abhängig ist. Weil die Kaufkraft zu niedrig ist, weil die Gier zu groß ist, weil die Arbeitszeiten - trotz gelegentlichem Fachkräftemangel - zu lang sind?
Im Übrigen würde China nur dann zum Problem werden, wenn sich Deutschland im Falle eines etwaigen Überfalls Chinas auf Taiwan für wirtschaftliche Sanktionen, auf die dann Gegenmaßnahmen folgen würden, entscheidet. Auch wenn es moralisch geboten zu sein scheint, gibt es keinen Automatismus, zwangsläufig handeln zu müssen.
Gedanken zum Juni 2023
Für Frieden und Gerechtigkeit
Zum Gedenken an den Luftangriff auf Büchen am 26. April 1945 vor 78 Jahren auf dem Friedhof in Büchen
im Kreis Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein:
Kirche in Büchen:
Auch die vielen kleinen Orte, die nicht im Rampenlicht der Medien und Öffentlichkeit stehen, unterhalten Mahnmale gegen Krieg und Verbrechen oder im Sinne eine Positivbestimmung Mahnmale für Frieden und Gerechtigkeit.
Gedanken zum Mai 2023
Geist aus Nichts und Licht
Heute möchte ich weiter vertiefen, wie sich der Satz denken lässt: "Geist entsteht, wenn Struktur sich selbst Bedeutung zuweist."
Durch Reibung entsteht Hitze. Durch Hitze entzündet sich brennbares Material.
Eine Analogie zur Struktur bestehend aus Nichts und Licht könnte wie folgt aussehen:
Die Reibung von Nichts und Licht aneinander führt zu einer Entzündung, die den Geist in die Welt setzt.
Es gibt keine Trennung zwischen dem Ich und der Welt. Die Gehirne sind in der Welt, sie sind das Universum.
Zur Entstehung des Geistes aus Nichts und Licht
Gedanken zum April 2023
Sanktionen in einer vernetzten Welt
Ich kenne es so, dass man den Erfolg von getroffenen Maßnahmen, die substantielle Ressourcen erfordern, nach einiger Zeit evaluiert. Das scheint aber bei den Wirtschaftssanktionen, die der "Westen" gegenüber ausgewählten Ländern erhebt, nicht zu geschehen. Sanktionen, die mehr Schaden als Nutzen verursachen, mögen das Gewissen beruhigen und der Selbstvergewisserung dienen, moralisch auf der richtigen Seite zu stehen. Aber nur das und nicht mehr. Jeder möge selbst urteilen, ob nach wie vor die Verhältnismäßigkeit gewahrt ist.
Russland:
Das Ziel der Einstellung der Gas- und Öllieferungen aus Russland war, den Krieg in der Ukraine zu verkürzen, indem Russland die Mittel zur Finanzierung des Krieges entzogen werden sollten. Da der Krieg nun schon über ein Jahr dauert, ist dies offensichtlich ohne Erfolg geblieben. Ganz im Gegenteil konnte Russland seine Energieexporte nach China, Indien, den Iran und andere Länder eher noch ausweiten. Die Folge für den Westen und insbesondere Deutschland sind jedoch höhere Energiekosten, die eine Inflation von fast zehn Prozent verursacht haben. Die Folgemaßnahmen der EZB - wie Zinserhöhungen zur Reduzierung der Inflation - lassen nichts Gutes erahnen. Kaufkraftverluste der Verbraucher, Rezessionsrisiken der Wirtschaft, Gewinnmitnahmen der Konzerne sind bedenkliche Entwicklungen.
China:
Selbst die Androhung oder gar die Furcht vor Sanktionen verändert die Welt. Wenn beispielsweise der chinesischen Regierung durch das Einfrieren der Devisenreserven Russlands signalisiert wird, selbst Adressat solcher Maßnahmen werden zu können, ist es ganz normal, sich bereits präventiv dagegen zu wehren, indem man den Umfang amerikanischer Staatsanleihen reduziert. Eine niedrigere Nachfrage hat jedoch auch eine Wirkung auf den Preis und hier schließt sich der Kreis. So analysiert der Tagesspiegel die Ursachen der Pleite der Silicon Valley Bank am 14.03.2023 wie folgt: "Um den Kapitalbedarf seiner Kunden zu decken, sah sich die Silicon Valley Bank wiederum gezwungen, ihre Bestände an US-Staatsanleihen zu reduzieren. Dabei macht die SVB einen enormen Verlust, da die Kurse der Anleihen durch den Zinsanstieg in den Keller gingen." Wenn es also einen Kausalzusammenhang zwischen Sanktionsfurcht und dem Wert der Staatsanleihen, der eben nicht nur durch den Zinsanstieg sondern gleichermaßen aufgrund mangelnder Nachfrage gesunken sein könnte, gibt, ist die chinesische Furcht vor Sanktionen eine der Ursachen der Bankenkrise im Jahr 2023. Es sei nur am Rande daran erinnert, dass die Zinsen aufgrund der Sanktionen gegen russische Energielieferungen gestiegen sind.
Ein weiteres Opfer der Politik der Durchsetzung der höheren westlichen Moral mit Hilfe von Sanktionen ist die Umwelt. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) schreibt am 23.03.2023: "In China lässt Xi jetzt zwei neue Kohlekraftwerke pro Woche bauen - als Krisenreserve für einen möglichen Spannungsfall im Kräftemessen mit den USA." Die Chinesen werden wissen, dass eine Blockade der Seewege mit relativ geringem Aufwand möglich ist, so dass die Versorgung mit Öl nicht gesichert ist, zumal der Aufbau regenerativer Energiequellen sich nicht so schnell realisieren lässt. Kohle, die auf dem Landweg beschafft werden kann, hat das Land genug. So gesehen ist die Entscheidung für Reservekapazitäten durch Kohlekraftwerke völlig rational.
Gedanken zum März 2023
Selbstporträt
Ein Abbild des Autors:
Gedanken zum Februar 2023
Dialog mit einem Ballettdirektor
Zum Fall gemäß Süddeutscher Zeitung vom 14. Februar 2023: Der Ballettdirektor Marco Goecke hatte am Samstagabend im Foyer des Opernhauses in Hannover Wiebke Hüster, eine Journalistin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", mit Hundekot beschmiert. Zuvor hatte er ihr vorgeworfen, immer "schlimme, persönliche" Kritiken zu schreiben. Die Journalistin hatte nach dem Angriff Anzeige bei der Polizei erstattet. Gegen Goecke wird wegen des Verdachts der Körperverletzung und Beleidigung ermittelt. Die Staatsoper Hannover suspendierte ihren Ballettdirektor am Montag, erteilte ihm ein vorläufiges Hausverbot und verlangte eine Entschuldigung.
Da die Kritikerin, von einem ziemlichen Schrecken einmal abgesehen, nicht ernsthaft verletzt wurde, wäre doch statt einer mitleidsvollen Anzeige eher eine humoristische Umdeutung des Vorgangs in einen "DIALOG MIT EINEM BALLETTDIREKTOR" in Anlehnung an Martin Kippenbergers "DIALOG MIT DER JUGEND" angemessen.
Leuten, die selbst nicht fähig sind, eigenständige Werke hervorzubringen, bleibt wohl nur die Kritik. Dass man sich da ärgern kann, verstehe ich.
Zur Erinnerung an die Entstehung des Werks "Dialog mit der Jugend": Martin Kippenberger wird Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts von einer Punkerin aus dem Publikum des SO36 in Berlin-Kreuzberg körperlich angegriffen, und noch im Krankenhaus ruft er eine befreundete Fotografin an, die seinen lädierten Zustand dokumentiert. Das Bild wird dann in der Folge als Kunstwerk ausgestellt.
Was für ein Kontrast. Ist in vier Jahrzehnten der Humor vollständig verloren gegangen? Ist an dem Vorurteil, dass Frauen keinen Spaß verstehen, doch etwas dran? Hätte die Kritikerin nicht ebenfalls mit einem bisschen Phantasie diesen Vorfall literarisch weiterverarbeiten können? Warum konnte der Künstler (Kippenberger) die Verletzung aktiv nutzen, während die Kritikerin (Hüster) sich passiv selbst bemitleidet? Es ist komisch, der eine ist Opfer und wird aktiv, wird also vom Opfer zum Täter, die andere ist Opfer und bleibt passiv, sucht also die Anerkennung als Opfer. Da anzunehmen ist, dass die Kritikerin eine aufgeklärte Frau in den 20er Jahren diesen Jahrhunderts ist und zwischen der Tat und ihren Äußerungen genügend Zeit für kritische geistige Reflexionen war, kann die Reaktion nicht auf etwaige Unterschiede zwischen typisch männnlichen und typisch weiblichen Verhaltensmustern reduziert werden. Anerkennung als Täter zu finden, setzt eine gute Tat und eine gute Bewertung voraus. Anerkennung als Opfer zu finden, setzt lediglich öffentliche Aufmerksamkeit voraus.
Gedanken zum Januar 2023
Struktur, Bedeutung und Geist
Anknüpfend an die Gedanken zum Monat des Vorjahres möchte ich nun die visuelle Weiterentwicklung folgender These darstellen:
GEIST ENTSTEHT, WENN STRUKTUR SICH SELBST BEDEUTUNG ZUWEIST.
Vom Licht zum Universum
Zur Entstehung des Geistes