Ralf Einert

DER WELTGEIST - Werk 2:

Analysen zu einem Wandel in der Wirtschaftspolitik

Variable

Bei der Analyse der Einflussfaktoren im Rahmen der Berechnung des Bruttosozialprodukts wurde festgestellt, dass von den Faktoren Bruttosozialprodukt, Bevölkerung, Erwerbstätigenquote, Arbeitszeit und Produktivität als Variable der wirtschaftlichen Entwicklung lediglich die Arbeitszeit und die Erwerbstätigenquote übrig bleiben.

Um die beabsichtigte Analyse der Entwicklung der Arbeitslosigkeit zu ermöglichen, erfolgt die Überleitung von der Erwerbstätigenquote zur Erwerbsquote als Anteil der Erwerbspersonen an der Gesamtbevölkerung: Zusätzlich zu den Beschäftigten beinhaltet die Erwerbsquote nämlich die Zahl der Arbeitslosen. Die Höhe der Erwerbsquote hängt unter anderem von der Entwicklung der Bevölkerung ab, zumal sich der Anteil der über 65jährigen an der Gesamtbevölkerung durch die demografische Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten erhöhen wird. Die Entwicklung der Bevölkerung wird vom Statistischen Bundesamt regelmäßig in koordinierten Bevölkerungsvorausberechnungen prognostiziert.

Es gilt: Erwerbstätigenquote + Arbeitslosigkeit = Erwerbsquote

Im Rahmen einer auf einen bestimmten Zeitpunkt bezogenen (statischen) Betrachtungsweise ist die Arbeitslosigkeit - wie festgestellt wurde - variabel, da die Erwerbsquote kurzfristig kaum veränderbar ist. Kapitel 3 zur Prognose der Arbeitslosigkeit bezieht sich auf diese Betrachtungsweise.

Unter Berücksichtigung eines langfristigen Zeithorizonts ist jedoch auch die Erwerbsquote Veränderungen unterworfen. Zum einen verändert sich die Erwerbsquote bedingt durch die Alterspyramide aufgrund der demografischen Entwicklung. Zum anderen ist sie durch aktives Tun beeinflussbar, zumal der Anteil der Erwerbsquote der Altersgruppe der 15- bis 65jährigen durch gesellschaftliche Maßnahmen steuerbar ist. Kapitel 2 zur demografischen Entwicklung bezieht sich auf diese Betrachtungsweise.

Als Konsequenz eines langfristigen Zeithorizonts gilt daher:

1. Die Erwerbstätigenquote wird zur Funktion der Arbeitslosigkeit und Erwerbsquote.
2. Die Erwerbsquote ist ihrerseits eine Funktion der demografischen Entwicklung.

Da nun aber im Rahmen der statischen Betrachtung derzeit eine nicht zu tolerierende Arbeitslosigkeit herrscht und Arbeitszeit und Arbeitslosigkeit als einzig steuerbare Variable in der Gleichung zum Bruttoinlandsprodukt übrig bleiben, bedeutet dies Folgendes:

1. Wenn die Arbeitszeit konstant bleibt, kann sich lediglich die Arbeitslosigkeit verändern.
2. Wenn die Arbeitslosigkeit reduziert werden soll, kann lediglich die Arbeitszeit angepasst werden.

In Abwandlung zu den vorangegangenen Analysen gilt daher:

1. Erwerbstätigenquote = Funktion der Arbeitslosigkeit und der Erwerbsquote:     nicht beeinflussbar
2. Arbeitslosigkeit = Funktion des politischen Willens:     variabel
3. Arbeitszeit = Funktion des politischen Willens:     variabel
4. Erwerbsquote = Funktion der demografischen Entwicklung:     nicht beeinflussbar