Ralf Einert

DER WELTGEIST - Werk 2:

Analysen zu einem Wandel in der Wirtschaftspolitik

Sensitivitätsanalyse

Um erstens die Auswirkungen der Veränderungen der maßgeblichen ökonomischen Kennziffern im Detail analysieren und die Konsequenzen wirtschaftspolitischer Maßnahmen für einen kurz- und mittelfristig en Zeithorizont besser beurteilen zu können, wird der Prognosezeitraum auf die Jahre von 2005 bis 2030 eingeschränkt.

Um zweitens den Abweichungen zwischen Prognose und Ist-Werten gerecht zu werden, wurde die Höhe der Arbeitslosigkeit für das Jahr 2005 auf Null gesetzt, so dass die Prognose nur die absoluten Abweichungen aufzeigt. Die zweite Achse auf der rechten Seite der Grafik gibt zur Information die Werte basierend auf der Basisprognose aus dem Jahr 1995 an.

Für den Fall, dass sich die vergangenen Trends in die Zukunft fortsetzen, ist mit einer weiteren Erhöhung der Arbeitslosigkeit um fast 1,3 Mio. Menschen im Jahr 2013 zu rechnen (oder knapp 7,3 Mio. Menschen bezogen auf die Basisprognose). Trotz der demografischen Entwicklung wird die Arbeitslosigkeit im Jahr 2030 lediglich um etwa 1,0 Mio. Menschen niedriger sein als 2005 (oder bei ca. 5,0 Mio. Menschen bezogen auf die Basisprognose liegen). Angesichts der bis dahin gesunkenen Bevölkerungszahl kann von einer Entlastung des Arbeitsmarktes nicht wirklich die Rede sein.

Zur Wiederholung sei gesagt, dass der Preis, der mit der scheinbar gesunkenen Arbeitslosigkeit auf ca. 3,5 Mio. im Jahr 2008 einhergeht, hoch ist: Durch die Zunahme der geringfügig Beschäftigten müssen 1,0 Mio., durch die Zunahme der Exportabhängigkeit 2,0 Mio. und durch die Zunahme der Zahl der Kurzarbeiter noch einmal 0,7 Mio. zusätzliche Arbeitslose hinzugedacht werden. Deshalb ist die Wahl des Beginns des Prognosezeitraums nicht von entscheidender Bedeutung; so liegt das Jahr 2005 nicht allzu weit zurück und verdeutlicht gerade noch den Einfluss der demografischen Entwicklung auf die Höhe der Arbeitslosigkeit.

Sensitivitätsanalysen beschäftigen sich mit der Frage, wie sich die Veränderung einzelner Kennziffern auf das Ergebnis - hier die Höhe der Arbeitslosigkeit - auswirken. Auf diese Weise lässt sich zum einen erkennen, welchen Einfluss abweichende Annahmen über vergangene und künftige Trends auf die Prognose haben, zum anderen, inwieweit Aufwand und Nutzen wirtschaftspolitischer Maßnahmen zueinander stehen.

So liegt in Alternative 1 das Wirtschaftswachstum um etwa 0,5% und in Alternative 2 um etwa 1,0% über dem Wert der Basisprognose bis zum Jahr 2010. Diese Alternativen werden kombiniert mit Arbeitszeitverkürzungen von 6 bzw. 12 Minuten je Woche und Jahr ab dem Jahr 2010.

Doch trotzdem ist in den nächsten 10 Jahren in keinem Fall mit einer signifikanten Reduzierung der Arbeitslosigkeit zu rechnen, die gesellschaftlich akzeptable Verhältnisse auch nur annähernd herstellt.

Das heißt, es bedarf zusätzlicher Maßnahmen zum Abbau der Arbeitslosigkeit:

Mit Hilfe der blauen Linie wird der Einfluss eines Wachstumsprogramms bis 2010 dargestellt, das zu Wachstumsraten gemäß Alternative 2 von etwa 2,5% (ab 2005) führt. Überlagert wird diese Maßnahme durch Arbeitszeitverkürzungen bis 2015 um insgesamt 4 Stunden je Arbeitswoche. Dies entspricht einer jährlichen Verkürzung um 24 Minuten.

Aber:

Aber Wachstumsprogramme können aufgrund des Gesetzes vom abnehmenden Grenznutzen nur kurze Strohfeuer sein, wenn sie denn im Rahmen der Globalisierung der Weltwirtschaft überhaupt wirken.

Deshalb:

Deshalb ergibt sich zwingend, dass langfristig nur die Verkürzung der Arbeitszeiten einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der gesellschaftlichen Probleme leisten kann.

Konsequenz:

Die Akzeptanz von Arbeitslosigkeit sowie Lohn- und Sozialdumping sind keine Lösung. Der Verzicht auf Produktivitätsfortschritte (bedingt durch niedrige Anforderungen beispielsweise basierend auf Lohndumping) schadet der Wettbewerbsfähigkeit und die Abhängigkeit vom Export schadet dem internationalen Ansehen.